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"Soeben kriege ich, von Herrn Daume und Herrn Brundage unterzeichnet, folgende Erklärung übermittelt: Der olympische Friede ist durch einen Mordanschlag verbrecherischer Terroristen gebrochen worden. Die gesamte zivilisierte Welt verurteilt diese barbarische Untat mit Abscheu. In Ehrfurcht vor den Opfern und als Zeichen der Anteilnahme am Schicksal der noch festgehaltenen Geiseln werden die Veranstaltungen des heutigen Nachmittags abgebrochen. |
... Das Internationale Olympische Komitee und das Organisationskomitee werden zusammen mit den Olympiateilnehmern morgen, Mittwoch, den 6. September um 10 Uhr im Olympiastadion der Opfer in einer Trauerfeier gedenken. Diese Gedenkfeier soll deutlich machen, dass die olympische Idee stärker ist als Terror und Gewalt." (Olympia-Pressesprecher Hans Klein im Pressezentrum am 5. September 1972 um 16.00 Uhr)
Zehn Tage lang hatte sich das Motto von den "heiteren Spielen" nahezu perfekt verwirklicht: Die Völker der Welt waren in der bayerischen Landeshauptstadt friedlich im Sport vereint, die Leistungen der Athleten setzten neue Maßstäbe, Sieger und Verlierer wurden vom Zauber des Olympiaparks und der festlich geschmückten Stadt umfangen und die Zuschauer zeigten eine nur selten erlebte Objektivität und Fairness. Die Organisation dieser riesigen Veranstaltung lief erstaunlich reibungslos und auch das traumhaft schöne Wetter in diesem olympischen Sommer trug seinen Teil zum berauschenden Beginn dieser Spiele bei. Es war eine offene Gesellschaft, die auf dem Oberwiesenfeld zu friedlichen Wettkämpfen im Zeichen der Völkerverständigung zusammengekommen war.
Ab dem 11. Tag war alles anders. Acht junge Palästinenser der Terrorgruppe "Schwarzer September" stürzten die Münchner Spiele in eine tiefe Sinnkrise, als sie in den frühen Morgenstunden des 5. September 1972 über den Zaun des Olympischen Dorfes kletterten, das israelische Mannschaftsquartier überfielen, zwei Sportler töteten und neun als Geiseln nahmen. Die größte Sportveranstaltung der Welt war über Nacht zu einem Nebenkriegsschauplatz des israelisch-palästinensischen Konflikts geworden. Die Welt war geschockt und die Sicherheitsbehörden hilflos. Polizeipräsident Manfred Schreiber erklärte dazu rückblickend im Jahr 1982: "Wir waren damals auf eine solche paramilitärische Terroraktion sowohl psychologisch als auch waffentechnisch und organisatorisch in keinster Weise vorbereitet."
Ein nur unzureichend gesichertes Olympisches Dorf ohne Mauern und Stacheldraht, lediglich von einem zwei Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben, hatte schon vor dem Attentat viele Athleten dazu veranlasst, einfach über den Zaun zu klettern, um auf möglichst direktem Weg zur Unterkunft zu gelangen. Gerade in München, der "Hauptstadt der Bewegung" im Dritten Reich, wollte man unter allen Umständen vermeiden, dass die Gäste aus aller Welt sich auch nur im Entferntesten an ein Konzentrationslager und damit an unselige Zeiten erinnert fühlten. Die historische Belastung der Olympiastadt sowie die Absicht, "heitere Spiele" veranstalten zu wollen, hatte die Organisatoren dazu veranlasst, den Spielen eine liberale Ausrichtung ohne sichtbare Polizeipräsenz zu geben, was sich nun als verhängnisvoll herausstellte.
Den ganzen Tag über gab es heftige Diskussionen in den Massenmedien und in der Bevölkerung: Was sollte nun mit diesen Münchner Spielen geschehen? Wäre ein Abbruch nicht die notwendige Konsequenz aus diesen schrecklichen Ereignissen und auch eine Geste der Pietät gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen? Oder sollten die Spiele nun erst recht weitergehen, um der Welt ein Zeichen zu geben, dass Terror und Fanatismus niemals siegen werden? Dem olympischen Gedanken der Völkerverständigung war schwerer Schaden zugefügt worden, und es herrschte allgemeine Übereinstimmung darüber, dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen konnte.
Um 15.38 Uhr erklärte IOC-Präsident Brundage die XX. Olympischen Spiele für unterbrochen und kündigte für den nächsten Tag um 10 Uhr eine Trauerfeier im Olympiastadion für die beiden Toten an, die der Überfall bis zu diesem Zeitpunkt gefordert hatte. Das IOC entschied sich schließlich für eine Fortsetzung der Spiele, und Willi Daume begründete diesen Entschluss einige Tage später in einem Fernsehinterview im ARD-Olympiastudio: "Es ist schon so viel gemordet worden - wir wollten den Terroristen nicht erlauben, auch noch die Spiele zu ermorden."
Die Wettkämpfe wurden am nächsten Tag um 16.45 Uhr mit dem Handballspiel Rumänien gegen Ungarn fortgesetzt, doch es waren keine heiteren Spiele mehr. |
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