C6 MAGAZIN
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GESELLSCHAFT 18.5.2006

Die Mär vom unbegrenzten Wachstum

Wachstum ist das Ziel allen wirtschaftlichen Strebens. Ohne Wachstum kein Erfolg, keine neuen Arbeitsplätze und keine Gewinne. Stillstand ist Rückschritt, Fressen oder gefressen werden. Die Menschheit und ihre Wirtschaft wachsen seit Menschengedenken. Erst langsam und über Jahrtausende kaum merklich, dann in einem beispiellosen Wachstumsschub. Fraglich ist jedoch wo dies alles hinführt. Kann es immer mehr Menschen geben? Zudem steht neben der unendlichen Produktion die Frage wer all die Produkte konsumieren soll.
Wasser, Ressource der Zukunft
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Wasser, Ressource der Zukunft
Der Mensch hat sich die Erde Untertan gemacht: Kaum ein Flecken dieser Erde, der nicht landwirtschaftlich genutzt, durch Minen ausgebeutet, durch Straßen erschlossen, wirtschaftlich nutzbar parzelliert und begradigt worden ist. Die wachsende Menschheit und ihre immer anspruchsvolleren Bedürfnisse brauchen immer mehr Ressourcen des Planeten. Aber wie lange kann diese Entwicklung weitergehen ohne zu unumkehrbaren Schäden zu führen?

Diese Frage hat sich bereits 1972 eine viel beachtete Studie des Club of Rome, einem Zusammenschluss von 150 Prominenten, mit dem Titel "Die Grenzen des Wachstums" angenommen. Die Studie spielte die Entwicklung der Menschheit in mehreren Szenarien durch und kam zwar zu verschiedenen individuellen Verläufen aber immer dem gleichen Ergebnis: Die Erde und ihre Ressourcen werden schon bald nicht mehr in der Lage sein die Menschheit bei andauerndem Wachstum zu versorgen. Spätestens 2030 sollten ernsthafte Konsequenzen für alle Menschen spürbar werden.

Ökologischer Fußabdruck

Warum kann die Menschheit nicht unendlich wachsen? Wie viele Menschen kann die Erde tragen? Jeder von uns verbraucht täglich Ressourcen wie Nahrung, Wasser, Kleidung, Metalle für Autos und Besteck, Kohle für unseren Strom und Benzin für den Weg zur Arbeit. Hinzu kommen noch unsere Abfälle und Abwässer. Um dies herzustellen und zu entsorgen wird nutzbare Fläche der Erde benötigt und diese ist leider begrenzt. Die nutzbare Fläche der Erde lässt sich nicht unendlich erweitern – die Regenwälder sind bald schon alle abgeholzt, die Meere überfischt, die Felder überdüngt – also muss entweder jeder Mensch Ressourcenschonender leben als bisher oder das Wachstum der Menschheit muss drastisch gedrosselt werden. Zweifelhaft, ob sich das machen lässt. Aber was erwartet uns denn nun in einer Zukunft knapper werdender Ressourcen?

Die Simulationen der Club of Rome- Studie sagen, dass es schon zu spät ist, um noch entscheidend einzugreifen. Auch mit angepassten Daten der Jahre 1993 und 2003 verändert sich die Prognose nicht. Das Wirtschaftswachstum kann in seiner bisherigen Form nicht weitergehen, denn die dafür nötigen Ressourcen werden nicht mehr vorhanden sein. Die Menschheit muss sich stattdessen auf Kriege um Wasser und Fischereirechte, Hungersnöte und Ressourcenknappheit einstellen. Insgesamt keine sehr schönen Aussichten, weder für die Menschheit als Ganzes noch für jeden Einzelnen, denn schützen wird man sich vor den Konsequenzen kaum können.

Qualitatives Wachstum statt Weltuntergang

Es gibt aber auch Anzeichen dafür, dass die Prognosen der Studie so nicht eintreffen: Bisher sind die schlimmsten Ressourcenengpässe ausgeblieben, das Bevölkerungswachstum in etlichen Schwellenländern wie Mexiko, Indien und Indonesien schwächt sich ab und die Menge der verfügbaren Ölreserven wächst statt zu schrumpfen, da man durch immer bessere Techniken neue Ölfelder erschließt. Nichtsdestotrotz sind die Öl-, Metall- und Nahrungsmittelvorräte der Erde begrenzt und lassen sich auch durch die Bahnbrechendsten Entwicklungen im Bereich Förder- und Gentechnik nicht unendlich erweitern. Die Menschheit kann also nicht erwarten weiterhin immer mehr zu konsumieren, um Wirtschaftswachstum zu erzeugen, aber vielleicht muss sie das ja auch gar nicht.

Neben rein quantitativem Wachstum in Form konsumierter Autos und Tiefkühlpizzen gibt es auch ein qualitatives Wachstum. Bessere Finanzberatung, Kinderbetreuung, Musikauswahl, Onlinemagazine – all das ist eine Art Wachstum ohne Ressourcenverbrauch. Jedem Erdenbürger in 20 Jahren ein Auto zu geben dürfte die Metall- und vor allem Ölreserven des Planeten massiv überfordern, aber Internet, Wissen und eine gute Ausbildung für alle können realistisch sein. Das Wirtschaftswachstum der Zukunft muss sich weg von der Quantität hin zur Qualität verlagern. Das neue Jahrhundert ist das Jahrhundert der Dienstleistungen und löst damit das Jahrhundert der Industrie ab.
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Artikel vom 18. Mai 2006

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