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Jugend in der Schuldenfalle
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Kaufe heute, zahle morgen! Machen Raten das Leben leichter? Teure Handys als Statussymbol? Führerschein und Auto um jeden Preis? Zwölf Prozent der 13- bis 24-Jährigen hatten im Jahr 2004 Schulden von 1.800 Euro und auch in diesem Jahr machte der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) auf mangelnde Finanzkompetenz der Jugendlichen aufmerksam. |
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Das Konto ist leer und das ist das letzte Kleingeld.
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| | Auf einer Pressekonferenz am 27. April 2006 erklärte der BDIU, dass 44 Prozent seiner Mitglieder der Meinung seien, junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren hätten ein schlechteres Zahlungsverhalten als über 25-Jährige. "Einige junge Erwachsene wissen nicht genug über finanzielle Zusammenhänge", berichtet Marion Kremer, Pressesprecherin des BDIU. Das könne ein Einstieg in die Verschuldung sein. "Dann nehmen sie sorglos Kredite auf, vereinbaren Ratenkäufe oder kaufen auf Rechnung, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie sie die sich so anhäufenden Summen jemals wieder zurückzahlen können."
Die Volljährigkeit als Einstieg in die Verschuldung
Bei finanziell stärkeren Familien kann eine höhere Verschuldung oft durch die Hilfe der Eltern abgewendet werden. Wer jedoch nicht auf solche Hilfe hoffen kann, ist schnell hoch verschuldet. Besonders mit Beginn der Volljährigkeit. "Der Nachwuchs geht bis zum Alter von 18 Jahren sehr verantwortungsvoll mit Geld um", sagte Schufa-Chef Rainer Neumann. "Danach steht einem plötzlich alles offen, unter anderem, Kredite aufzunehmen." Zu diesem Zeitpunkt werde die Lage kritischer.
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Schon wieder eine Rechnung. "Wie soll ich das mit meinem Ausbildungsgehalt bezahlen?"
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Wer Ratenzahlung vereinbart und dann nicht genau nachrechnet, hat womöglich monatlich mehr zu bezahlen, als Ausbildungsgehalt oder Taschengeld hergeben. Der erste unabhängige Urlaub mit Freunden ist vorbei, aber bezahlt ist er noch nicht. Schon wieder eine hohe Handyrechnung, das Versandhaus will noch mehrere Tausend Euro und die Kreditkarte ist auch überzogen. Das sind häufige Gründe für die Verschuldung von Jugendlichen. Meist werden Finanzprobleme viel zu spät realisiert und die Schuldner verdrängen und ignorieren: Mahnungen wandern ungeöffnet in den Müll.
Der Umgang mit Geld sollte jedem Jugendlichen von den Eltern beigebracht werden, zum Beispiel durch die Beteiligung an der Ausgabenplanung der eigenen Familie. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) findet das Ausmaß der Verschuldung alarmierend. "Eltern bekunden zwar Interesse daran, dass ihre Kinder Finanzkompetenz erwerben, tun selbst aber zu wenig dafür", sagte sie. Marion Kremer vom BDIU ist der Meinung, dass die unmittelbare Umgebung, insbesondere das Elternhaus, eine entscheidende Rolle bei der Erlangung von finanzieller Kompetenz spielt.
"Immer ein Minus auf dem Konto"
Martin* ist jetzt 21 und seit zwei Jahren verschuldet. Auch bei ihm waren die Eltern ein entscheidender Faktor. Sie haben selbst schon seit Jahren finanzielle Schwierigkeiten und konnten ihrem Sohn nur wenig in dieser Richtung mit auf den Weg geben. Er zahlt ihnen ein monatliches Kostgeld in Höhe von 130 Euro. Mit fast 700 Euro Ausbildungsgehalt sollte das auch kein Problem darstellen, aber Martin wollte unbedingt seinen Führerschein machen. "Damit fing alles an", sagt er und schüttelt den Kopf. Er habe nicht auf die Versandhausrechnung für den Computer geachtet. Eine Ratenzahlung musste vereinbart werden aber seine Eltern konnten ihm diese nicht durch den Verzicht auf das Kostgeld erleichtern, denn sie sind selbst von jedem Cent abhängig.
Martin hatte sich inzwischen bereits ein Auto gekauft und das verschlang Geld: "Es ist ein alter Wagen. Ich muss immer wieder reparieren." Die Versicherung kostet viel und das Auto hat einen hohen Benzinverbrauch. Bereits Monate vorher hatte er eine Lebensversicherung abgeschlossen, er bezahlte dafür 50 Euro im Monat. "Ich habe sie gekündigt, aber ein Jahr Einzahlung ist futsch. In meinem Alter ist eine Lebensversicherung unsinnig, aber das wusste ich nicht. Ich wollte irgendwie vorsorgen." Durch die hohen Rechnungen und Ratenzahlungen von mehr als 300 Euro monatlich schöpfte er fast ein Jahr lang aus dem Dispokredit. Das Gehalt am Anfang des Monats habe sein Konto allenfalls ausgeglichen. Es seien nie mehr als Null Euro auf dem Konto gewesen und wenige Tage später mussten Rechnungen bezahlt werden. "Ich konnte deshalb nie weggehen und mir noch nicht einmal neue Klamotten kaufen. Es war immer ein Minus auf dem Konto."
Unerwartete Beiträge für die Mitgliedschaft im Sportverein und ein lange im Voraus geplanter Urlaub mit Freunden zwangen ihn schließlich sogar dazu einen Kredit über 1500 Euro aufzunehmen. Es hätte so weiter gehen können, aber irgendwann wollte Martin es ändern. "Ich konnte nicht mehr schlafen und dachte nur dran, was ich als nächstes bezahlen muss", erzählt er. Eine Schuldnerberatung wollte er nicht, denn das lasse sein Stolz nicht zu. Aber er denke nun mehr nach und plane seine Ausgaben inzwischen genau. Auch seien inzwischen einige Ratenkäufe abbezahlt und die monatliche Last nehme ab. "Langsam geht es aufwärts" und das ist das erste Mal, dass er im Gespräch lächelt. Aber ob er es wirklich schaffen wird ohne Schulden weiterzuleben, wisse er nicht.
*Name geändert
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