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Dass der Axel Springer Verlag politisch nicht neutral ist, war ja schon lange bekannt. Die Schamlosigkeit mit der man in diesem Wahlkampf Kampagnenjournalismus betrieben hat, ist allerdings neu. |
Das sei der schlimmste Vorwurf, den man einem Journalisten machen kann, verkündete Claus Strunz, der Chefredakteur der BILD-Zeitung, empört. Aber, wie heißt es so schön: "Entrüstung ist das stärkste Zeichen der Hilflosigkeit". Denn bei objektiver Betrachtung drängt sich eine solche Beurteilung förmlich auf.
Dies ist selbst der FAZ aufgefallen, der man ja gemeinhin nicht unbedingt einen politischen Standpunkt links der Mitte zuweisen würde. Sie veröffentlichte kürzlich eine Liste mit allerlei Merkwürdigkeiten, welche BILD in den letzten Wochen veröffentlichte. Da wird unterschlagen, gekürzt und auf das Wildeste interpretiert, dass sich jedem objektiven Betrachter die Nackenhaare aufstellen.
BILD nahm es mit der Realität nicht immer ganz so genau.
Bei BILD sprachen Statistiken in diesem Wahlkampf immer eine eindeutige Sprache. Da wird am 29. August schon mal getitelt: "Gleicher Trend bei allen Umfragen - Rot-Grün ohne Mehrheit ". Und das, obwohl es einen deutlichen Trend hin zu Rot-Grün gab, den alle Meinungsforschungsinstitute ermittelten.
Und wenn man die Stimmung zugunsten der Union etwas aufheizen musste, um die Statistik nicht ganz so dreist interpretieren zu müssen, so fanden die findigen BILD-Redakteure schnell ein gefundenes Fressen.
Da wurde aus der Aussage des Kanzlerberaters Volker Hauff "die einzelnen Verkehrsträger müssen besser verknüpft werden. Der Aufbau von Mobilitätsberatung in den Ballungsräumen ist vernünftig und richtig. Auch ein Tempolimit würde den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. Allerdings sollten wir die Auswirkungen einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf das Klima nicht überschätzen" schnell ein Seite-1-Schlager: "Kanzler-Berater: Tempolimit auf allen Autobahnen!"
Selbst bei großzügiger Auslegung der journalistischen Interpretationsfreiheit hat dies mit wahrheitsgerechter Berichterstattung nur noch wenig zu tun. Um aus dieser Aussage eine ausdrückliche Forderung nach einem Tempolimit auf allen Autobahnen herauszulesen, bedarf es schon einer gewissen politischen Motivation.
Dass die Realität manchmal einfach nicht dem entspricht, was die MeinungsBILDner schreiben wollen, lässt sich auch an einem anderen Beispiel belegen. So betitelte die BILD in ihrer Aussage vom 5. September 2002 ein Porträt von Kanzlerkandidat Edmund Stoiber mit: "Seit Wochen auf dem ersten Platz, derzeit mit leichten Verlusten: Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (60, CSU)."
Es bleibt zu vermuten, dass sich diese Aussage auf die persönliche Popularität der Person Edmund Stoiber bezieht. Wenn dies der Fall ist, dann ist sie allerdings schlichtweg falsch. Der CDU/CSU-Kandidat selbst hat, auch zu Zeiten großer Vorsprüngen der Umfragewerte seiner Partei, nie die Popularität von Gerhard Schröder erreicht. Im Gegenteil äußerten große Teile der Bevölkerung eine Zustimmung zu seiner Partei während sie die Person Edmund Stoiber ablehnten.
Die Schlacht ist geschlagen aber der Krieg ist noch nicht vorbei.
Man sollte allerdings nicht meinen, das mit dem Ende des Wahlkampfes wieder die Objektivität im Hause Springer Einzug gehalten hätte. So wurde die einige Tage nach der Wahl durch die aggressiver werdenden Töne aus den USA gegenüber dem Irak verursachten Benzinpreiserhöhungen nur als ein Vorgeschmack auf das, was die neue "alte" Regierung vorhabe dargestellt. Und dies, obwohl die Regierung an dieser Preisrunde mit keinem Cent beteiligt und eine weitere Erhöhung der Ökosteuer nicht geplant war.
Am 27. September wurde dann ein leichter Rückgang der Arbeitslosenzahlen konstatiert. Dieser wurde aber nicht, wie es bei einem Anstieg üblich wäre, groß auf der Titelseite propagiert und auf die rot-grüne Arbeitsmarktpolitik zurückgeführt. Im Gegenteil gab es nur eine für BILD-Verhältnisse minimalistische Überschrift unter dem Knick: "Arbeitslosenzahlen im September gesunken".
Das war aber noch nicht alles. Innerhalb der Überschrift hat es sich die BILD dann auch nicht nehmen lassen, das Wort "gesunken" in einer kleineren Schriftart als den Rest abzudrucken. Und auch die taktische Positionierung direkt neben den drallen Rundungen einer barbusigen Schönheit lässt nicht darauf schließen, dass es dem Redakteur an der Vermittlung dieser Information besonders gelegen war.
BILD - ein Sonderfall der deutschen Medienlandschaft
Alles in allem bleibt doch ein recht ungutes Gefühl, wenn man sich diese und andere Beispiele der Parteinahme des wichtigsten deutschen Meinungsbildungsorgans vor Augen führt. So meint dann auch der stellvertretende Regierungssprecher Bela Anda, der selbst einmal als Journalist für die BILD tätig war, bezogen auf die gegenwärtige Berichterstattung der BILD-Zeitung: "Ich weiß nicht, was die treibt".
Und auch der Spiegel konstatiert, dass "die Polit-Melange aus selektiver Wahrnehmung, Haudrauf-Journalismus und plumper Parteinahme in den letzten Wochen tatsächlich immer trüber wurde."
Hoffen wir, dass Kai Diekmann und die Seinigen sich besinnen, oder falls ein solches Wunder ausbleibt sich zumindest mal wieder irgendein Promi scheiden lässt. Dann wären die BILD-Journalisten wenigstens wieder mit Dingen beschäftigt, auf die sie sich verstehen und müssten sich nicht an der Tagespolitik vergehen. |
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Kommentare über Kommentarmichael am 03.10.2002: ich kann dem nur zustimmen! was sich die bildzeitung erlaubt ist nicht mehr feierlich
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