C6 MAGAZIN
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RECHTSRADIKALISMUS 6.4.2001

Übergriffe von rechts - ein Kommentar

"Ein Staat wird braun". So hieß es nach dem Ende der Weimarer Republik. Was danach kam, wissen wir alle zur genüge. Immer wieder wurden wir an den unglücklichen Verlauf der deutschen Geschichte erinnert. Heute, mehr als fünfzig Jahre nach dem Dritten Reich und dem Nationalsozialismus, sehen wir uns erneut mit den „Braunen" konfrontiert.
Noch beherrscht die Szene nicht ganz Deutschland, aber was wird noch alles kommen? In wie weit wird es rassistische Übergriffe von Neonazis und anderen Rechtsradikalen noch geben? Sind wir schon soweit, dass unsere Gesellschaft erneut einen Rückschritt in Sachen Toleranz und Akzeptanz macht? Fragen, die sich einem wohl immer wieder aufdrängen werden. Doch wenn man alle Tatsachen bzw. Taten beleuchtet, kommt man zu keinem konkreten Ergebnis. Viele Menschen denken, dass die Übergriffe von Rechtsradikalen nur aus dem Osten kommen, doch das stimmt nicht ganz.

Natürlich gibt es dort statistisch gesehen die meisten Vorfälle, doch auch im Westen häufen sich solcherlei Delikte. Und da soll mal einer kommen der sagt: "Hätten wir bloß die Mauer stehen lassen!" Eigentlich ein totaler Humbug, so etwas zu sagen, doch Meinungen sind festgefahren und lassen sich nicht so einfach revidieren. Aber es ist doch eigentlich ziemlich traurig, dass in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft solcherlei Dinge noch immer geschehen müssen. Haben wir denn nichts dazugelernt? Scheinbar nicht. Man könnte sich jetzt überlegen, was dagegen zu unternehmen sei. Aber mal ehrlich: ist eine Lösung ersichtlich? Ein Verbot von rechten Parteien, das ist auch keine Lösung. Man muss das Übel an der Wurzel packen. Doch wer hat den Mut dazu? Die Politiker? Die Gesellschaft? Die Antwort: niemand. Also Augen zu und die Ohren auf Durchzug gestellt. So machen es die meisten Menschen. Und warum? Aus Angst, aus Gleichgültigkeit? Hat die Gesellschaft aufgehört über solche Dinge nachzudenken? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon.

Es gibt sicher viele Menschen, die schon ihre Erfahrungen mit Rechtsradikalismus gemacht haben. Sei es in der Familie, im Freundeskreis oder einfach als Zeuge eines Vorfalls auf der Straße. Die Reaktion ist zumeist die selbe: ohnmächtig steht man davor, weiß nicht wie man sich verhalten soll, hat Angst etwas zu unternehmen.

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schnell sich die rechte Einstellung verbreitet. War sie nach der Gründung der BRD nur noch im Untergrund vorhanden, so zeigt sie jetzt in Parteien, wie der NPD oder in Jugendorganisationen Präsenz. Eine öffentliche Präsenz, gegen die niemand etwas unternimmt. Es gibt Gemeinden in Sachsen, die Jugendhäuser rechten Organisationen zur Verfügung stellen und der Staat sieht zu. Er ignoriert, dass immer mehr desorientierte Jugendliche in den Sumpf der Rechten hineingezogen werden. Jugendliche ohne Perspektiven, ohne Unterstützung.

Jetzt könnte man es sich leicht machen und sagen: "Das ist einfach so. Wir können da nichts machen." Aber kann man das nicht doch auf irgend eine Weise? Man kann, das ist sicher. Aber dafür muss man Perspektiven schaffen, denn ohne diese geht es einfach nicht. "Das ist aber gar nicht so einfach", wird der Staat jetzt sagen. "Wie sollen wir das bewältigen?" Mein lieber Vater Staat, es lässt sich leicht sagen, dass etwas nicht funktioniert, wenn man sich nicht richtig damit befasst oder befassen will. Doch ist es nicht einfach so, dass unsere liebe Bundesregierung erst jetzt anfängt die Kohlen aus dem Feuer zu hohlen? Jetzt, wo sie schon anfangen zu brennen? Darüber kann man geteilter Meinung sein. Doch letztendlich sollte darüber jedoch noch einmal gründlich nachgedacht werden, damit sich die Geschichte nicht erneut wiederholen wird und die Demokratie sich als stark genug gegenüber Einflüssen von Rechts erweist.
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Artikel vom 6. April 2001

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