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„Ein CSD ohne Heterosexuelle wäre sinnlos“
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Christian Lömmersdorf, 1. Vorsitzendenr des CSD-Mannheim e.V. und Initiator der lokalen Großveranstaltung, spricht über den bisherigen Erfolg des Christopher Street Days, dessen finanziellen Aufwand und zukünftige Paraden. Und er erklärt, warum nicht alle Mitläufer vom anderen Ufer sein müssen. |
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© C6 MAGAZIN |
CSD Mannheim: buntes und feierfreudiges Volk
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| | C6 MAGAZIN: "Bringt Farbe in den Lehrplan" – unter diesem Motto stand der diesjährige Christopher Street Day. Was läuft Ihrer Meinung nach falsch an Deutschlands Schulen?
Lömmersdorf: Dass etwas falsch läuft würde ich nicht wirklich sagen. Ich bin einfach der Meinung, dass man mit der Aufklärung bereits in der Schule beginnen müsste um mehr Toleranz zu schaffen. Abgesehen davon sollten doch auch schwule und lesbische Jugendliche bei der Aufklärung in der Schule nicht nur das für sie "fremde" oder "nicht gewählte" Bild vermittelt bekommen.
C6 MAGAZIN: Die Parade zieht seit drei Jahren durch die Mannheimer Innenstadt. Half die Veranstaltung in dieser Zeit, die Toleranz gegenüber Schwulen, Lesben und Bisexuellen in Mannheim zu stärken?
Lömmersdorf: Ich glaube ja! Vom ersten Tag an war der CSD Mittelpunkt aller Medien, welche in ihren Publikationen teilweise sehr heftig über aktuelle Belange von Schwulen und Lesben diskutierten und somit auch etwas mehr Licht ins Dunkel brachten.
C6 MAGAZIN: Das Interesse ist wohl wirklich groß: neben den "traditionellen" Paradeteilnehmern marschieren sehr viele Heterosexuelle mit, die sich ebenfalls sehr bunt und auffällig kleiden. Läuft der CSD nicht Gefahr, zu einer Massenveranstaltung für jedermann zu werden?
Lömmersdorf: Der CSD soll für jedermann da sein! Nur durch das Gemeinsame an dieser Veranstaltung wird Akzeptanz, Toleranz und vollständige Gleichberechtigung signalisiert – ein CSD ohne Heterosexuelle wäre meiner Meinung nach sinnlos.
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CSD-Parade (2003): Genug Aufmerksamkeit geerntet?
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C6 MAGAZIN: Aber steht die Veranstaltung überhaupt noch für das, was ihr ursprüngliches Ziel war: die Erinnerung an den Stonewall-Aufstand im Jahr 1969 in New York?
Lömmersdorf: An den Stonewall Aufstand wird immer wieder durch die Medien erinnert. Mir ist beim heutigen Christopher Street Day viel wichtiger für aktuelle Themen auf die Straße zu gehen und nicht in alten Erinnerungen zu weilen. Für mich sind die damaligen Ereignisse in New York die Geburtsstunde zur vollen Gleichstellung, welche jährlich wieder neue Themen, Aufgaben und Ziele fordert.
C6 MAGAZIN: In Hamburg wird das seit 1980 getan, als dort der erste deutsche CSD stattfand. Dieses Jahr fanden Paraden und größere Parties u.a. in Berlin, Dresden, Köln, Frankfurt, München und Stuttgart statt. Insgesamt 37 Orte konnten wir zählen. Die Gemeinde der Homosexuellen: ein besonders feierfreudiges und buntes Volk?
Lömmersdorf: Ich denke schon, dass die "Gaymeinde" ein besonders buntes und feierfreudiges Volk ist, doch zweifle ich nicht daran, dass auch mindestens 90% hiervon den Spaß mit der guten Sache kombinieren und auch hierdurch angetrieben werden.
C6 MAGAZIN: Das scheint aber nicht billig zu sein: In Kommentaren ist häufig zu lesen, der CSD würde zum Kommerz verkommen. Einige Paradeteilnehmer sollen sich dieses Jahr auch über erhöhte Gebühren beschwert haben. Wo landet das ganze Geld?
Lömmersdorf: Wenn man sich ausrechnet was alleine bei der Parade an Kosten anfällt (Müllbeseitigung, Reinigung, GEMA-Gebühren und viele weitere Kosten) und die Kalkulation aufmacht, sieht jeder, dass auch mit diesen Gebühren die Kosten nicht gedeckt sind. Teilkosten werden immer noch über Mitgliedsbeiträge, Spenden und durch die Veranstalter des Straßenfestes, der pro:vent GmbH, getragen. In vielen Städten gab es CSD-Veranstalter, die auf Grund zu niedriger "Teilnahmegebühren" Insolvenz beantragen mussten. Aber wir wollen ja auch in den kommenden Jahren noch für unsere Rechte auf die Straße gehen.
C6 MAGAZIN: Eine Fortsetzung ist also geplant. Wo sehen Sie den Christopher-Street-Day in fünf Jahren? Ist nicht irgendwann der Punkt erreicht, wo die Szene genug Aufmerksamkeit und Akzeptanz geerntet haben wird?
Lömmersdorf: Noch glaube ich leider nicht daran, dass wir in fünf Jahren keinen "Christopher Street Day" mehr benötigen und nicht mehr auf die Straße müssen, um für unsere Rechte zu kämpfen. In weiter Ferne sehe ich den CSD aber schon – nach vollständig getaner "Arbeit" – als Traditionsveranstaltung, die an frühere Zeiten der Diskriminierung erinnert.
C6 MAGAZIN: Herr Lömmersdorf, wir bedanken uns für das Gespräch!
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