Marke Mannheim: quadratisch, praktisch – gut?

© STADTMARKETING MANNHEIM GMBH Teil eines Plakatentwurfs und darunter das neue Stadtlogo Na endlich! Das inzwischen fünfzehn Jahre alte Stadtlogo wurde abgelöst. Es sah auch – ehrlich muss der Mensch sein – vergleichsweise grauenhaft aus: das schräg gestellte "M" inmitten eines spinngliedrigen, sperrigen Quadrategerüsts - als wirkungsvolles Markenzeichen nur schwer brauchbar. Das ist nun Vergangenheit. Uta Herwig, Geschäftsführerin der Stadtmarketing Mannheim GmbH, erklärte die Notwendigkeit eines neuen Signets: "Das bisherige Logo wird dem neuen Anspruch der Stadt als modernes Oberzentrum mit Schwerpunkt Dienstleistung nicht mehr gerecht" Erfolg sieht sie in einem bestimmten Punkt begründet: "Um sich im Wettbewerb behaupten zu können, brauchen Unternehmen wie auch Städte ein Instrument zur schnellen Wiedererkennung und zur Positionierung am Markt: die Marke." Am 10. Dezember um 14 Uhr wurde sie im Zeughaus, Quadrat C5 der Presse vorgestellt. Sehr schlicht kam sie daher, auf den ersten Blick so gar nicht als Marke erkennbar: der Stadtname schwarz gesetzt in einer modernen, serifenlosen Schrift. Zu dessen Ende die Hochzahl "2" welche in Weiß auf ein kleines rotes Viereck platziert ist. MANNHEIM². Wieso Mannheim hoch zwei? Was soll diese Quadratzahl am Ende des Stadtnames? Mannheim zum Quadrat … Mannheim im Quadrat … aha, natürlich! Mannheim, jedem als die in Quadraten angelegte Stadt bekannt, die Hochzahl im roten Viereck bringt es kurz und klar auf den Punkt ... © STADT MANNHEIM Das alte Logo - leicht sperrig Andere sehen in der Bedeutung der Quadratzahl noch viel mehr. Oberbürgermeister Gerhard Widder: "Die Potenzierung am Ende unseres Stadtnamens drückt nicht nur eines der Wesensmerkmale Mannheims aus. Sie steht auch für das Potenzial, das in unserer Stadt steckt.” Und um es mit den weitaus plakativeren Worten von "ECC Kohtes Klewes” – diese Agentur entwarf das Logo – auszudrücken: "Kultur hoch zwei, Innovation hoch zwei, Wissenschaft hoch zwei. Mannheim ist Leben hoch zwei”. Michael Tschugg aus der Projektleitung sieht in der hochgestellten Zwei weiterhin den Eindruck eines eingetragenen Warenzeichens – "der optische Ausdruck der Marke Mannheim”. Für Diskussionen hoch zwei wird das Logo sehr wahrscheinlich auch sorgen. Aber Oberbürgermeister Widder erhofft das sogar, denn wie er meint wäre ein Kunstwerk auch kein Kunstwerk würde darüber nicht diskutiert. Den Preis eines Kunstwerks hat die Markenarchitektur jetzt schon: die Stadt gab bereits – üblicher Agenturpreis - etwa 50.000 Euro dafür aus. Bleibt noch abzuwarten bis das Stadtmarketing mit der Penetration beginnt. Firmenschilder städtischer Einrichtungen, neue Briefbögen, Visitenkarten und Anzeigen sind bereits in Arbeit. Alte Bestände an Druckmaterialien – Mannheim verschwendet nichts – werden allerdings erst noch verbraucht, meint der Leiter der Abt. Öffentlichkeitsarbeit, Peter Myrczik. Wir hoffen nun dass sich die Werbetrommel der Stadt in Maßen hält – die Mannheimer bekommen sonst ganz viereckige Augen.

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Artikel vom 10. Dezember 2002

Kommentare über Stadtmarketing

TutnichtszurSac am 12.02.2003:
Das alte Logo war o.k. für die vergangegen Zeit, erinnert irgendwie an die 80-er Jahre. Seit den 90-ern liebt man jedoch den puristischen Stil (von Mode-Revivals absehend), deshalb ist auch das neue Logo zeitgemäß (kommt aber mit 10 Jahren Verspätung!). Wenn der Streit um das neue Logo im Gemeinderat noch länger dauert, kann man sich bald ein anderes Logo überlegen, denn das jetzige könnte in einigen Jahren auch ganz schön alt aussehen. Dann bekommen die Mannheimer wirklich quadratische Augen: HOCH ZWEI.

Arnold Kraus am 06.02.2003:
Das neue Logo ist genial. Gratulation!

Bärlina am 26.12.2002:
Kein Kamm? Ich dachte, dass dieses formschöne Gebilde den hausgebackenen Kamm des neuen Regierenen Bürgermeisters symbolisiert. Bei dessem biederem Leben - bitter notwendig, ein Kamm.

Lätta² bedeutet Geschmack hoch zwei. Ich finde Rama dennoch besser! Übrigens diese Potenzen werden liebend gerne benutzt. Ich vernahm, dass auch die Viagra ein neues trächtiges Symbol bekommen soll.

Bärlina lassen ihre Wappen für die einzelnen Bezirke ohnehin von unterbezahlten Schulpflichtigen machen.

Mannheimer am 11.12.2002:
@Bärlina: Nein, denn Lätta² hat trotz der Potenzierung keine eindeutige Aussage. Selbst die intuitive Annahme im Quadrat stecke die Antwort wird mit einem Blick auf die rechteckige Form des Butterblocks enttäuscht. Das neue Mannheimer Stadtlogo hebt sich von dem anderer Städte sehr stark ab - in positiver Richtung: es erfüllt die Bedingungen einer erfolgreichen Marke. Im Vergleich Berlin, dessen Signet das Brandenburger Tor ist: Einfallslos, nicht einmal gekonnt umgesetzt . ein Ahnungsloser würde sofort auf einen Kamm tippen ;-) Bei nahezu allen anderen Städten: Wappen! Nichts als Wappen . Abschließend: 250.000 EUR sind im Agenturwesen wirklich kein großer Betrag. Eine neue CI wie diese hält sich Jahrzehnte und kann durchaus eine sinnreiche Investition sein!

Bärlina am 11.12.2002:
Das ist die viel beschworene Suche nach der kulturellen und neoliberalen Identität. Überladen mit zweideutigen Aussagen und klar fehlinvestitioniert. Als ob man es in der Bundesrepublik hätte, das Geld.

Diese Potenz kennt man bereits von einer Margarine, die ebenfalls erfolgreich mit Potenz(ial) wirbt. Im Endeffekt doch nur eine Neuauflage von Butter?