C6 MAGAZIN
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STUDIENGEBüHREN 11.4.2005

Die Kinder der Neuen Linken

Opportunismus statt „Langer Marsch durch die Institutionen“? Warum es kein zweites 1968 mehr geben wird.
Für die 68er war eine studentische Vollversammlung noch ein Happening: Rudi Dutschke und Kollegen
© DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM
Für die 68er war eine studentische Vollversammlung noch ein Happening: Rudi Dutschke und Kollegen
Einige wenige gibt es noch: Studenten vom Typ "Rudi Dutschke", die sich aufmachen und symbolisch den "langen Marsch durch die Institutionen" antreten. Die gegen die Mächtigen rebellieren und ihre Grundrechte einfordern, etwas verändern wollen. Doch geht es ihnen wirklich um Ideologie? Freiheit, Frieden und die Frage nach dem richtigen Gesellschaftssystem – die Schlagworte, die ihre Mütter und Väter einst auf die Straße trieben, werden abgelöst durch profane monetäre Ziele. Kapitalismus bestimmt die Realität und das Darwinsche Gesetz vom "Survival of the fittest" hat längst eine ökonomische Ausprägung bekommen. Der Protest richtet sich nicht mehr gegen die Normen und Werte des Establishments. Das Ziel von damals, die verkrusteten Strukturen der Institutionen von innen heraus zu sprengen, ist gescheitert.

Stattdessen protestieren die Kinder der Neue Linken heute für ihr Stück vom Kuchen. Gleiches Recht für alle. Chancengleichheit. "Bildung für alle zum Nulltarif", dafür gehen sie auf die Straße, wenn überhaupt. Zwar wehte angesichts der studentischen Proteste gegen Studiengebühren ein leichter Hauch von 68 durch die Medien, doch leider nur für kurze Zeit. Für einen Aufruhr in der Gesellschaft, wie ihn die 68er-Generation erregte, reicht es heute schon lange nicht mehr. Tatsächlich ist es nur ein Bruchteil der geistigen Elite, die sich für ihre Meinung auf die Straße traut. Die breite Masse der Studenten schüttelt den Kopf, wirft einen Blick ins Filo-Fax und widmet sich den wirklich wichtigen Dingen im Leben: sich selbst. Opportunismus ist angesagt. Was zählt, ist der maximale persönliche Nutzen. Wer braucht da noch Ideologie?
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Artikel vom 11. April 2005

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