C6 MAGAZIN
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BANDVORSTELLUNG 23.10.2005

Welcome to the O.Z.

Was fällt einem deutschen Ottonormalverbraucher zum Thema Australien ein? Kängurus, Ayers Rock, Aborigines. Wenn man etwas länger überlegt, vielleicht noch die Oper von Sydney und die Olympischen Spiele 2000. Und was fällt einem deutschen musikinteressierten Menschen zum Thema Australien ein?
Die aktuellste Veröffentlichung des John Butler Trio "Sunrise over sea"
© JARRAH RECORDS
Die aktuellste Veröffentlichung des John Butler Trio "Sunrise over sea"
Hm...Crowded House und die Finn Brothers. Moment, nein, die sind aus Neuseeland! Aber nur weil in unseren Breitengraden kaum jemand Aussie-Musiker und Bands kennt, heißt das nicht, dass es dort keine gibt. In den letzten Jahren brachte Down-Under diverse hochtalentierte und sehr gute Musiker hervor. Mittlerweile nimmt man von ihnen auch in Europa und den USA Notiz. Mehr noch: einige kommen demnächst sogar für ein paar Konzerte nach Deutschland. Eine gute Gelegenheit vier dieser Geheimtipps etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und vorzustellen.

The John Butler Trio
John Butler und sein Trio dürften dem deutschen Musikkonsumenten wohl noch am ehesten ein Begriff sein. In Australien steigen ihre CD’s in der Regel irgendwo zwischen Platz eins und drei in die Charts ein und in den USA ist er durch Auftritte mit u.a. der Dave Matthews Band oder John Mayer auch eine fest Größe, der dort mittlerweile ohne Probleme gefeierte Headlining-Touren bestreitet. Dies und je ein grandioser Auftritt im Rockpalast des WDR und beim Rheinkultur-Festival dieses Jahr, sind Gründe warum man den 30-jährigen Butler auch hierzulande kennt, und wieso einige seiner bevorstehenden Touraufenthalte in unserem Land bereits ausverkauft sind.

Das Livealbum "Good Spirit" von Xavier Rudd
© SALT.X RECORDS
Das Livealbum "Good Spirit" von Xavier Rudd
Der gebürtige Kalifornier Butler zog im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern nach Australien. Im Ort Fremantle begann seine Karriere als Straßenmusiker und durch "Open-Mic" Abende in örtlichen Bars und Kneipen erspielte sich Butler einen sehr guten Ruf. Ende der 90er Jahre bat er zwei regional sehr bekannte Musiker (Gavon Shoesmith und Jason McGann) ihnen beim Einspielen einer CD zu helfen. 1998 erschien diese unter dem schlichten Namen "John Butler" und markiert den Anfang der Combo, die schnell unter dem Namen "The John Butler Trio" bekannt werden sollte. Auf der ersten Tour begleiteten ihn Shoesmith und McGann auch weiter am Bass und dem Schlagzeug. Im Rückblick lässt sich heute jedoch sagen, dass die einzige Konstante im John Butler Trio John Butler selbst ist. Die Positionen des Bassisten und des Schlagzeugers wurden von Zeit zu Zeit immer wieder neu besetzt.

Mittlerweile hat es das John Butler Trio auf drei Studio-CD’s, vier EP’s und die Doppel-Live-CD "Living 2001-2002" gebracht. Ihr aktuellstes Album ist der 2004er Release "Sunrise Over Sea". Just zur bald beginnenden Tour wurde es für uns Europäer als schicke Touredition mit Bonus-Live-CD wiederveröffentlicht. Alle John Butler Trio CD’s erscheinen auf Butler’s eigenem Label "Jarrah", ein konsequenter und gut durchdachter Schritt. Butler ist kritischer Beobachter der bestehenden Musikindustrie und behält sich vor sein eigener Chef und unabhängig zu bleiben. Allgemein ist Butler ein sehr politischer Mensch der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält und die Plattitüde "Independent" nicht als solche verkörpert, sondern aufrichtig lebt und praktiziert. Mann glaubt Buttler, der in Baumhäusern auf Mammutbäumen sitzend, seine Lieder singt und gegen die Abholzung dieser Bäume protestiert. Sein Handeln deckt sich mit dem kritischen Inhalt seiner Texte. Als Beispiele seien Zeilen wie "just like our Prime Minister with his new policy, called the RFA he says, he wants to save the old trees, you have a look at what he has done with his business mates and you will see, that the man could not give a shit and some things ain’t what they seem” oder "so go now you go and you rape this earth, you take her for what you think she’s worth, but you take & you take & you take ‘til there’s nothing left, I don’t call that business I call that theft” aus den Songs "Life ain’t what it seems” und "Money” aus dem Album "Three” genannt.

Cover der neuesten Beautiful Girls CD "We're Already Gone"
© SAN DUMO RECORDS
Cover der neuesten Beautiful Girls CD "We're Already Gone"
Die Musik des Trios ist eine Schnittmenge aus Blues, Folk, Rock und lässiger akustischer Lagerfeuerromantik. Butler spielt virtuos u.a. 12-seitige und Slide-Gitarren. Live wuchert die Spielfreude der Band oft in minutenlange Soli aus. Jam-Band trifft Chilltuner würde passen, aber guckt oder hört es euch lieber selber an.

Xavier Rudd
Wenn man Xavier Rudd als Multiinstrumentalisten beschreibt, ist das wohl noch eine Untertreibung. Bei Liveshows sitzt der Mann auf einem Podest in der Bühnenmitte, umringt wird er von drei Didgeridoos (jedes in einer anderen Tonlage), einer Stomp Box, diversen Gitarren, Djembes, einer Mundharmonika, Fußrasseln und einigem mehr. Etwa drei dieser Instrumente spielt er teilweise gleichzeitig und begeistert sein Publikum.

Rudd ist Ende 20 und lebt zu gleichen Teilen in Australien und Kanada. Kanada, das Heimatland seiner Frau, hatte einen großen Einfluss auf die musikalische Entwicklung Rudds. Bei einem Kanadaaufenthalt vor ein paar Jahren kaufte er sich nämlich eine Weissenborn-Gitarre, spielte erste kleine Gigs in British Columbia und durch umfangreiche Mundpropaganda in sowohl Nordamerika als auch Australien ist der Rest, wie man schön sagt, Geschichte.

Carus' Live-CD "Acoustic at the Norfolk"
© CARUS THOMPSON
Carus' Live-CD "Acoustic at the Norfolk"
Aufgewachsen ist Xavier Rudd im australischen Surferparadies Bell Beach in Victoria. Seine größten Einflüsse als Musiker benennt er mit Leo Kottke, Ben Harper und Natalie Merchant. Im Alter von zehn Jahren zeigt der Besuch eines Konzerts der "Gracelandtour" von Paul Simon dem kleinen Xavier auf, was er später auch einmal machen möchte. Songs schreiben und live performen. Fortan beginnt er in der Schule mit diesem Weg.

2002 bringt Rudd seine erste CD "To Let" heraus. Es folgen die stark von den Ereignissen des 11. September geprägten Songs seiner zweiten CD "Solace" und die Live-CD "Good Spirit". In wenigen Tagen erscheint in Australien seine brandneue CD "Food in the belly". Auf allen Werken wechseln sich ruhige und Up-Beat Nummern ab. Allen liegen akustische Wurzeln zugrunde und vor allem wenn man "Good Spirit" hört, muss man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, Rudd spielt (bis auf sehr wenige Ausnahmen bei den Studio-CD’s) alle Instrumente selber und simultan.

Textlich wird Rudd des Öfteren politisch. Themen wie der Umgang mit den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, der 11. September und seine Folgen und die Umwelt liegen ihm sehr am Herzen. Aber aus gerade diesem Herzen kommen alle seine Songs, schöner und trauriger zugleich als "this will take me a while, because I miss your smile and I, I guess I knew your time would come, but for now I miss your smile" aus seinem Song "Green spandex” geht’s wohl kaum.

The Beautiful Girls
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Ihr Debut "Morning Sun" veröffentlichten die Beautiful Girls 2002. Einige der darauf zu findenden Songs dienten damals als Soundtrack zu diversen Surfmovies australischer Filmemacher. Dies und ihre Freundschaft zum surfenden Singer/Songwriter Jack Johnson begründet den Ruf als Surferband der Beautiful Girls. Nicht zu unrecht, denn eine ähnlich groovende Lässigkeit wie bei Jack Johnson findet man auch bei den Beautiful Girls. 2003 folgte das zweite Album "Learn Yourself" und 2005 dann ihre bislang letzte CD "We’re already gone". Hört man auf "Morning Sun" noch einen großen Blueseinfluss, so ist "Learn Yourself" ein Paradebeispiel für lässige Chilltunes. Mit "We’re already gone" wird der Sound härter und die Themen etwas düsterer. Die Songs bleiben aber unverwechselbar und trotz allem typisch Beautiful Girls.

In Australien, Japan und den USA haben die Girls einen fast gleich hohen Bekanntheitsgrad. Eine hohe Tourfrequenz mit u.a. Mason Jennings oder Pepper half ihnen ein relativ großes Publikum in allen diesen Ländern zu erreichen. 2005 fand eine kleine Europatour statt. Es bleibt zu hoffen, dass dies in den nächsten Jahren weiter ausgebaut wird.

Carus & the True Believers
Sind alle hier vorgestellten Bands und Musiker sehr Tourintensiv, so führt Carus Thompson diese Liste wohl trotzdem noch an. Eine 35-Städte Europatournee (mit etlichen Auftritten in eher kleinen deutschen Städten) liegt gerade hinter und eine ausgedehnte Australientour mit seinem Freund John Butler und dessen Trio vor ihm.

Carus selbst charakterisiert seine Musik als "Aussie-Folk-Reggae-Rock". Je nachdem, ob er solo oder mit Band auftritt, kann man "Rock" eher entfernen oder hinzufügen. Thompson kommt aus dem Westen Australiens und veröffentlichte seine erste CD "Carus EP" im Jahr 2000. Es folgten zwei weitere EP’s, zwei full-length CD’s und die Doppel-Live-CD "Acoustic at the Norfolk". Diese Livescheibe bildet den Mittelpunkt seines Werks und Fans, die gefragt werden welches das beste Carus Album sei, antworten oft ohne zu zögern mit "Acoustic At The Norfolk". Auf 25 Tracks der Livescheibe beweist Carus sein Talent. Entweder allein an der Akustikgitarre oder mit Unterstützung von vier wechselnden Musikern an u.a. der Mandoline, Violine oder Mundharmonika ziehen die Songs den Hörer in die Musik. Höhepunkte sind das wunderschöne "Cup a tea" oder der reggaelastige und Spaß machende Opener der zweiten Disc "Grow to overthrow". Beim letzteren weiß man nicht genau, ob es ein politischer Aufruf oder ein Song über den Konsum illegaler Substanzen ist. Wahrscheinlich beides und wahrscheinlich ist es auch egal, die Musik macht unglaublich viel Spaß.

Man darf nur hoffen, dass Carus den weiten Weg von Australien nach Deutschland bald wieder in Kauf nimmt. Ob mit oder ohne Band wird es ein lustiger und wunderschöner Abend, den man nicht so schnell wieder vergisst. Bis es soweit ist, kann man sich aber mit "Acoustic at the Norfolk" mehr als gut über Wasser halten.

‘Mate’, es gibt mehr
Abschließend bleibt zu sagen, dass Australien in den letzten Jahren natürlich noch mehr hervorragende Bands und Musiker hervorgebracht hat. Die vier hier vorgestellten sind rein aus subjektiven Gesichtspunkten des Redakteurs gewählt worden. Weitere hochgehandelte Namen in Australien sind z.B. noch Mick Hart, Powderfinger, Pete Murray, Jon Swift, Missy Higgins oder Mia Dyson.
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Artikel vom 23. Oktober 2005

Weiterführende Links
- Homepage \\\'John Butler Trio\\\' : www.johnbutlertrio.com
- Homepage \\\'Xavier Rudd\\\': www.xavierudd.com
- Homepage \\\'The Beautiful Girls\\\': www.thebeautifulgirls.com

Kommentare über Bandvorstellung

Lala am 19.07.2006:
alle drei Bands sind der absulute Hammer und haben großes Potential auch in Deutschland groß zu werden.
Übrigens The Beautiful Girls spielen live in Berlin am 12.08. im Knaack Club ;-)


Inga am 19.02.2006:
fällt einem zu astralischem Musikexport nicht direkt ACDC ein? Okay, nicht dort geboren, aber immerhin dort großgeworden - und das in doppeltem sinne.wie auch immer. ich vermisse in der liste allerdings blue king brown, the cat empire und dé jah groove.


stina am 14.01.2006:
extrem gut geschreibener und aufklärender Artikel! Vielen Dank! Hoffentlich folgen mehr solcher landesspezifischen Musikfeatures!


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