Chillen im Schneidersitz

© SEBASTIAN JEGOROW Der Holzboden knarrt, als das Publikum sich zum Konzert niederlässt. Dicht an dicht drängen sie sich im Schneidersitz aneinander, das Bier in der einen, die Fluppe in der anderen Hand. Alles ganz gemütlich. Die Lunabar, ein ehemaliges Bordell ist gerappelt voll. Jetzt verkehrt hier ein anderes Publikum - die kitschige rote Samt Deko und das blinkende Herz an der Wand aber sind geblieben. Tom Liwa wirkt etwas konfus, als er das kleine Podest, was man nur mit großem Optimismus als Bühne bezeichnen kann, betritt. Eine seltsame Strickmütze, gefakte Dread-Locks und ein viel zu faltiges Gesicht für einen 43-Jährigen. Wirres Zeug gibt der Duisburger auch von sich, nennt seine Band "Die Helden des Evangeliums der zweiten Präsidentschaft" und tituliert seinen etwas konservativ dreinschauenden Drummer "Silvia". Nun gut, Genie und Wahnsinn liegen nah bei einander und Tom Liwa kommt dem Genie-Begriff der heutigen Zeit schon recht nahe. Genie stammt vom Lateinischen Man fühlt sich wohl, fühlt sich umarmt und verstanden, denn niemand ist allein! Und wir haben die Musik. Seine Musik.

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Artikel vom 13. November 2004