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KAPITALISMUS 25.4.2006

Max Weber über den 'Geist' des Kapitalismus

Jedem der schon einmal in den USA war oder sich damit auseinandergesetzt hat und einen Einblick in deren Arbeits- und Geldmentalität bekommen hat, dürfte etwas aufgefallen sein. Irgendwie ist es da anders als bei uns. Die sind flexibler, arbeiten länger, haben weniger Urlaub und die Löhne sind oft auch vergleichsweise niedrig. Aber beschweren tut sich trotzdem fast keiner. In seinem Text „Die protestantische Ethik und der ’Geist’ des Kapitalismus“ ging Max Weber den Gründen dieser Phänomene nach und stellte ein paar interessante Thesen auf.
Max Weber ?Die protestantische Ethik und der ?Geist? des Kapitalismus?
© AREA VERLAG
Max Weber ?Die protestantische Ethik und der ?Geist? des Kapitalismus?
Recherchiert hatte Weber seinen 1904/05 erschienenen Text auf einer USA-Reise. Vor Ort überzeugte er sich von Gesellschafts- und Lebensumständen und formulierte darauf basierend seine Thesen und Gedanken.

Eine der Grundaussagen die Weber tätigt ist der enorme Unterschied zwischen Protestanten und Katholiken und deren jeweiligen Ansichten im Bezug auf Geld und Arbeit. Durch die Geschichte Amerikas haben Protestanten eine tiefe Verwurzelung in dem relativ jungen Land. Repressionen im Bezug auf die freie Religionsausübung waren oft der Grund für die ungewisse Migration nach Amerika. Aber was ist es genau, dass diese zwei von Weber benannten Gruppen in seinen Augen unterscheidet? Kurz gesagt verstehen Protestanten ihren "Beruf" als eine "Berufung" von Gott. Gott beruft jemanden einen bestimmten Beruf auszuüben, jeder Mensch bekommt sozusagen seine eigene Lebensaufgabe. Man arbeitet nicht um zu leben, sondern man lebt um zu arbeiten. Die laut Weber vorherrschende Ansicht unter amerikanischen Katholiken ist da genau anders herum. Sie genießen es das erarbeitete Geld auszugeben und verstehen ihren Beruf auch als solchen. Als Mittel zum Zweck.

Der Sinn des Lebens ist aus protestantischer Sicht das Anhäufen von Geld (und dadurch von Sicherheit) durch Arbeit. Der Schwerpunkt liegt auf "Arbeit", "Sicherheit" und der ständigen Verbindung von beidem zu Gott. Vereinfacht heißt das: Montag bis Samstag wird gearbeitet und Sonntag geht man in die Kirche.

Webers Gedanken zu diesem Thema sind über 100 Jahre alt. Aber wenn man sich die amerikanische Gesellschaft heute ansieht findet man etliche seiner angesprochenen Punkte wieder. Arbeiten an Samstagen, wenige Urlaubstage, sparen. Alles Dinge die tief in der amerikanischen Gesellschaft verwurzelt sind und unmittelbar mit Webers Erkenntnissen zusammenhängen. Sprichwörtlich nimmt man vieles im Bezug auf Arbeit und Geld in den USA einfach als gottgegeben hin.

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Artikel vom 25. April 2006

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