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FILMBESPRECHUNG
| 18.1.2006
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Günter Grass` Roman „Die Blechtrommel“ ist eines von vielen Beispielen dafür, dass Bücher oft auch Stoff für Romanverfilmungen bieten. Und das auch erfolgreich! Denn der mit dem Nobelpreis belohnte und wohl wichtigste Roman der Nachkriegsliteratur erhielt 1979 in Cannes eine Goldene Palme und den Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“. |
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© DTV |
| | Die Geschichte spielt, wie so viele von Günter Grass geschriebene Texte, in dessen Heimatstadt Danzig. Es sind die letzten Vorkriegsjahre, die in Danzig anfangs ruhig verliefen, bis der Krieg die Stadt überrennt und ein gewisser Oskar Matzerath in eine chaotische Familiendynastie hineingeboren wird. Ja, es handelt sich hier um die allseits bekannte Nachkriegstrilogie "Die Blechtrommel", die in viele literarische Kanone Einzug finden durfte, und für die der Autor Grass – wohl nicht zu Unrecht – den Literaturnobelpreis erhalten hat. Dass er zusätzlich auch mit guten deutschen Schauspielern verfilmt worden ist, darf aber nicht vergessen werden, denn Volker Schlöndorff hat mit seiner "Blechtrommel" ebenfalls viel Lob und Ehre erhalten können.
Chaotische Familiengeschichte
In "Die Blechtrommel" spricht Oskar, als er Anfang der fünfziger Jahre in einer Anstalt ist, selbst und schildert – einer Autobiographie ähnlich – sein eigenes Leben. Er beginnt mit der Zeit vor seiner Geburt, was ungewöhnlich ist und ebenso im Buch wie im Film inszeniert wird. Er beschreibt sich als einen hellhörigen Säugling, dessen geistige Entwicklung schon mit der Geburt abgeschlossen ist. Aber nicht nur das, sondern auch die ungeklärten Familienverhältnisse wirken seltsam. Die Mutter ist mit Alfred Matzerath (Mario Adorf) verheiratet, liebt aber heimlich ihren Cousin Jan Bronski, welcher der eigentliche Vater des kleinen Oskars ist. Dieser bewältigt sein Leben mit enormen Selbstbewusstsein und starker Willenskraft und so wird das dritte Lebensjahr dann wohl das entscheidendste in seinem Leben. Denn er fasst den festen Entschluss, nicht mehr wachsen zu wollen. Er springt von der Kellertreppe und wirklich: Oskar hört von da an auf zu wachsen. Der Versuch in diesem Familienchaos auf sich aufmerksam zu machen ist geglückt. Diese Rolle mit dem zwergwüchsigen, damals noch jungen und am Anfang einer großen Karriere stehenden Schauspieler David Bennent zu besetzen, war ein Glücksgriff vom Regisseur Schlöndorff. Die monstertaften Züge des kleinen Oskars kommen so ausdrucksstark zur Geltung. Sein markantes Zeichen ist die Blechtrommel, die er laufend bespielt und dabei nicht nur seine Familie zur Weißglut treibt, sondern auch bei einer Veranstaltung der Nationalsozialisten für Unruhe sorgt.
Historische Grundlagen
Günter Grass hat in seine Trilogie "Die Blechtrommel" auch die wahre geschichtliche Begebenheit dieser Jahre eingebunden. Interessant ist zum Beispiel die Tatsache, dass sich Adolf Hitler selbst einmal als Trommler bezeichnet haben soll. Ein Vergleich zwischen dem kleinen Oskar, der mit seinem Geschrei und seinen Trommelwirbeln für Chaos sorgt, ist wohl möglich. Vielmehr kann man in dieser Figur einen Seismographen der Vorkriegszeit sehen, der aus der Froschperspektive eine spießbürgerliche Welt beobachten konnte und durch seinen gut ausgebildeten Verstand richtig einzuschätzen wusste. Doch kann er mit seinem Trommeln den Krieg nicht verhindern. Das Schicksal verfolgt nicht nur Danzig, sondern auch ihn selbst. Er verliert in den Kriegswirren beide Elternteile. Die Mutter stirbt an Fischvergiftung und der Vater, ein Parteimitglied, wird von den russischen Alliierten umgebracht. Mit 21 Jahren, als er bei der Beerdigung seines Vaters vor dem Grab steht, hat Oskar den dringlichen Wunsch wieder zu wachsen. Hier endet Schlöndorffs wunderbare filmische Umsetzung des ersten Buches. In den zwei weiteren Büchern wird Oskars Leben in Westdeutschland, wie er sich als Künstler durchschlägt bis zu seinem Aufenthalt in der Anstalt beschrieben.
Grandiose filmische Umsetzung
In diesem, wohl bedeutendsten Roman der Nachkriegsliteratur, beschreibt der deutsche Autor sehr plastisch eine Gesellschaft, die ihre Werte verloren hat. Die grausame Vergangenheit, die man heute teilweise nur noch durch Geschichtsbücher fassen kann, wird hier gut dargestellt, indem eine Familiengeschichte in Weltgeschichte verwoben wird. Immer wieder verweist Grass auf das Kriegsgeschehen und lässt die Folgen an den Charakteren nicht unbemerkt vorübergehen. In Schlöndorffs erfolgreicher filmischer Umsetzung ist dies gut übernommen. Das Schreckliche und Unmoralische wird hier drastisch dargestellt. Die gute Schauspielerbesetzung gibt ihren Teil dazu. Die Preise waren deshalb 1979 keinesfalls unverdient, denn die "Blechtrommel" ist nicht nur wichtiger Teil der Literatur-, sondern auch Filmgeschichte.
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