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Amit Chaudhuri – "Betörungen und fromme Lügen"
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Der zeitgenössische Autor Amit Chaudhuri zeichnet das einfühlsame Portrait seiner Heimat Indien. Er verzichtet auf Klischees à la Bollywood und bedient sich stattdessen wirkungsvoller Stimmungsbilder. |
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© BLESSING |
Cover
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| | Amit Chaudhuris Erzählungen "Betörungen und fromme Lügen" entblättern Indiens Seele wie einen kunstvoll drapierten Sari.
Der sorgsam gesponnene erzählerische Faden verbindet Menschen und Orte und widerlegt so den ersten Eindruck, es handle sich bei diesem Werk um eine Sammlung unzusammenhängender Kurzgeschichten. Der Originaltitel ("Real Time, Stories and a Reminiscence") verspricht nicht zu viel: den Leser erwarten Geschichten, Erinnerungen und ein nicht unbedeutendes Stück echtes Leben.
Chaudhuri ist in Kalkutta geboren und im Bombay der 60-er und 70-er aufgewachsenen, er studierte in Oxford, seine ersten Bücher erschienen in England. Der Schriftsteller verschafft dem Leser mit poetischer Leichtigkeit einen Einblick in die indische Gesellschaft seiner Kindheit. Atmosphärisch dicht berichtet er von den kleinen Geschichten des Lebens, die eine einzelne Biographie nachhaltig beeinflussen.
So erfahren wir vom tiefen Eindruck, den ein guter Lehrer in einem jungen Menschen hinterlässt, von der jugendlichen Aufregung vor der ersten abendlichen Tanzveranstaltung, von den Gefühlen und Gedanken einer Inderin am Vorabend ihrer zweiten Hochzeit und vom scheuen Wiedersehen zweier Jugendfreunde nach langen Jahren. Chaudhuri erzählt von peinlich berührtem Wegsehen, von dahingesagten Floskeln und von Riten, die zur lästigen Übung werden.
Amit Chaudhuri – "Betörungen und fromme Lügen"
Karl Blessing Verlag München,
gebunden, 252 Seiten
deutschsprachige Ausgabe 2005
ISBN 3896672584
Den Kern der indischen Kultur und den Mittelpunkt des Buches bildet eine reichhaltige, opulente Mythologie, die sich mit den Schwächen und Tiefen des menschlichen Daseins befasst.
Chaudhuri beschenkt uns mit zwei Nacherzählungen aus dem Ramayana, sie handeln von Verführung und Demütigung, von Erwartungen und Täuschung – von eben jenen Regungen, die Menschen in jedem Teil der Welt zu jeder Zeit bewegt haben und bewegen werden. So gelingt es Chaudhuri, am Beispiel seiner Heimat das Bild der menschlichen Seele zu zeichnen.
Motivation Chaudhuris
Der Autor flicht bereits im ersten Teil des Buches Andeutungen ein, die uns seine Motivation zu schreiben erahnen lassen: "So viele schreiben heutzutage (...), und dennoch hat man das Gefühl, dass über die Welt, die man kennt, über das Indien, das man kennt, erst noch geschrieben werden muss".
Den Abschluss des Buches bildet ein offensichtlich autobiographischer Teil: Chaudhuri erzählt aus seinem Leben, wendet den Blick nach innen und auf die eigene Geschichte, den eigenen Ursprung. Der Leser wird vom Versmaß überrascht, das den Alltäglichkeiten der Erinnerung, der Schönheit und Tiefe der eigenen Wurzeln, der Liebe zur Heimat Tribut zollt, denn Kalkutta gleicht "einem Tautropfen, der das Licht und die Farbe der ganzen Welt umschließt". So überrascht es nicht, dass Chaudhuri im Jahr 2000 mit Frau und Tochter zurück nach Kalkutta zog. Mit "Betörungen und fromme Lügen" kreiert Amit Chaudhuri ein lebendiges Bild Indiens.
Dieses Buch ist nicht grell, nicht laut, nicht Bollywood. Es ist bunt, voll leiser Töne, Kalkutta.
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Weiterführende Links
| - Blessing: www.blessing-verlag.de
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