C6 MAGAZIN
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KINO 27.12.2006

"Schauen sie genau hin?"

Zwei aufstrebende Magier im viktorianischen London werden nach einem tragischen Fehler bei einem Trick zu erbitterten Feinden. Von Ehrgeiz zerfressen, ist es fortan ihr Ziel, den anderen zu überbieten – koste es was es wolle. Christopher Nolan spielt auch in seinem neuen Film wieder mit den verschiedenen Zeitebenen und zeigt so einen unkonventionellen, spannenden Thriller voller Drehungen und Wendungen über den Wettstreit und die Obsessionen zweier Magier.
Im erbitterten Wettstreit: Robert Angier (Hugh Jackmann mit Scarlett Johannson)...
© WARNER BROS.
Im erbitterten Wettstreit: Robert Angier (Hugh Jackmann mit Scarlett Johannson)...
London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In einer Zeit, in der Magier noch bewunderte Stars sind, machen sich zwei junge Zauberer auf den Weg an die Spitze, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn während Robert Angier ein schillernder Entertainer ist, ist Alfred Borden zwar ein brillanter Magier, es mangelt ihm aber an dem Showtalent, um seine Tricks angemessen zu präsentieren. Sie beginnen ihre Karriere als Assistenten bei einem bekannten Magier, sind Freunde und bewundern einander. Doch dann kommt Angiers Frau bei einem spektakulären Trick ums Leben und Borden scheint zumindest eine Mitschuld daran zu tragen. Nach diesem Vorfall ist nichts mehr wie vorher.

Aus den Freunden werden Feinde und aus Bewunderung wird Rivalität. Zwischen den beiden Zauberern entwickelt sich ein erbitterter Wettstreit. Beide sehen sich die Show des anderen an, versuchen die Funktionsweise der Zaubertricks zu durchschauen und scheuen bei diesen Besuchen auch vor Sabotageakten nicht zurück. Jeder ist darauf versessen, den anderen auszustechen und zu übertrumpfen. Mit jedem Trick, mit jeder Show steigert sich ihre Rivalität, sie versuchen immer noch besser und noch spektakulärer zu sein als der Kontrahent, bis ihr Wettkampf keine Grenzen mehr kennt und außer Kontrolle gerät.

....und Alfred Borden (Christian Bale mit Piper Perabo)
© WARNER BROS.
....und Alfred Borden (Christian Bale mit Piper Perabo)
An dieser Stelle mehr über den Plot zu verraten, verbietet sich jedem Kritiker mit Respekt vor dem Publikum, denn unerwartete Wendungen sind ein zentrales Spannungselement des Films. Diese zu verraten und dem Zuschauer so die Überraschung zu nehmen, steht keinem Journalisten an. Dass diese Wendungen in ihrer Überraschung so gelungen zustande kommen, liegt daran, dass Regisseur Christopher Nolan auch in "Prestige" wieder mit den Zeitebenen spielt.

Nolan und die Zeit

Die Zeit und deren Struktur ist Nolans werkübergreifend zentrales Topos. In jedem Film wird sie implizit oder explizit thematisiert. Das fängt an bei "Batman Begins" der zum Teil einfach nur in Rückblenden erzählt, ohne dass das eine besondere Funktion für das Funktionieren des Films hätte, geht über "Insomnia", der das Wegbrechen des Zeitgefühls durch die Schlaflosigkeit während des ewigen Tages in Alaska zum Thema hat, ist schon wichtiger Bestandteil seines Erstlings "The Following", in dem auf verschiedenen Zeitebenen erzählt wird, sehr zur Verwirrung des Zuschauers und findet seine Krönung schließlich in dem Film aus dem Jahre 2000, der bei Kritikern und Fans als Nolans Meisterwerk und allgemein als einer der innovativsten Thriller des vergangenen Jahrzehnts gilt: "Memento", in dem die Geschichte eines Mannes ohne Kurzzeitgedächtnis konsequent chronologisch rückwärts erzählt wird, was nicht nur unkonventionell sondern auch noch verdammt smart ist, schafft er es doch auf diese Weise, den Gedächtnisverlust des Protagonisten für den Zuschauer erfahrbar zu machen. Er bricht die üblichen Sehgewohnheiten, was maßgeblich zu Verwirrung des Zuschauers und zur Spannung des Thrillers beiträgt.

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Der Zuschauer muss damit leben, dass er anfangs verwirrt wird und dann erst nach und nach die Hintergründe der Geschichte erfährt, auch wenn er ein ums andere Mal noch auf eine falsche Fährte geführt wird. Dafür ist die Auflösung am Ende umso überraschender. Dass sie trotzdem aus dem Film heraus logisch funktioniert, ist vielleicht die größte Leistung Nolans, laufen doch gerade nicht so intelligent ausgedachte Plottwists Gefahr, äußerst hanebüchen zu werden.

"Prestige – Die Meister der Magie" thematisiert nicht nur Magie und deren Funktionsweise, sondern funktioniert, gespickt mit Tricks und Entüllungen, auch ganz ähnlich wie eine Zaubershow. "Schauen sie genau hin?" – mit dieser Frage leitet sowohl der von Christian Bale gespielte Alfred Borden seine Tricks als auch Christopher Nolan seinen Film ein. Der Zuschauer sieht genau hin, er weiß, dass er einer Illusion erliegt, aber er kann nichts dagegen machen. Erst nach und nach setzt Nolan das Puzzle zusammen und am Ende ist nichts mehr so wie es anfangs scheint.

Nolan ist also wieder einmal ein in seiner Erzählweise erfrischend unkonventioneller und nicht zuletzt dadurch hervorragender und spannender Thriller gelungen, der einerseits Illusionen thematisiert, andererseits aber auch selbst über weite Strecken eine Illusion ist.


Prestige – Die Meister der Magie
The Prestige
USA/GB 2006
Regie: Christopher Nolan.
Buch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan
Mit: Hugh Jackman, Christian Bale, Michael Caine, Scarlett Johannson, Rebecca Hall u.a.
128 Min.
Verleih: Warner Bros.
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Artikel vom 27. Dezember 2006

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