Northern Star

© NEUE VISIONEN "Northern Star" fängt mit einer Rückblende an, bei der wir den Selbstmord eines Mannes beobachten. Während dieser mit einer Flasche in´s Meer steigt, sitz seine kleine Tochter Anke mit ihrem Schäferhund an einem Strandkorb. Der eigentliche Film beginnt 15 Jahre später an und stellt die inzwischen 18jährige Anke in den Mittelpunkt. Sie spielt Gitarre, geht kaum zur Schule, ist ständig mit dem Schäferhund unterwegs, und macht ihre Mutter für den Suizid des Vaters verantwortlich. Nach einem wiederholten Streit mit ihrer Mutter, entscheidet sich Anke dazu ihrer Heimat den Rücken zuzukehren und nach Hamburg zu fahren. Dass dies jedoch nicht so einfach ist, bemerkt sie bereits kurze Zeit später. So beobachten wir als Zuschauer die wütende Anke und wie sie versucht ihrem Leben in der Kleinstadt zu entkommen, ihren geliebten Hund vergiftet, eine Liebelei mit Ulf anfängt, Pläne schmiedet und immer wieder in ihrer eigenen Musik die nötige Kraft und Ruhe findet. Northern Star ist ein melancholischer Film über das Erwachsenwerden, der hauptsächlich von den wundervoll ruhigen Bildern lebt, die zudem durch Julia Hummers Songs und ruhige Musikuntermalung unterstüzt werden. Hin und wieder verläßt Regisseur Felix Randau leider diesen Weg und läßt den Film in einen 08/15 Streifen verfallen. Dies bleibt jedoch der einzige Kritikpunkt, an dem sonst gelungenen Film. Die Geschichte selbst wirkt glaubwürdig und unberechenbar wie das wahre Leben. Klischees bekommen wir höchstens im Rahmen von Ankes Charakterzeichnung geboten, wobei diese zugleich immer wieder aus dem üblichen Muster eines Problemkinds ausbricht und den Zuschauer mit ihrem Handeln überrascht. Julia Hummer mimt in dem Film wiederholt die unabhängige Rebellin mit einer problematischen Beziehung zur Mutter und geht in dieser Rolle auf. Alles in allem ist "Northern Star" das gelungene Portrait eines Teenagers, der mit aller Macht versucht mit sich selbst, seiner Situation und der Umwelt in´s reine zu kommen.

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Artikel vom 26. Juni 2006