C6 MAGAZIN
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PORTRäT 5.5.2006

No Martini - No Party

George Clooney zum 45.. Ein Porträt des Mannes, der schon Killertomaten jagte, Kinder heilte und Batman war. In den letzten Jahren entwickelte sich Clooney aber nicht nur zum Superstar sondern auch zu einer künstlerisch und politisch ernstzunehmenden Person, die wie kaum jemand anders, das neue, politischere Hollywood verkörpert und in diesem Jahr mit einem Oscar dafür belohnt wurde.
So lässig sieht kaum jemand im Smoking aus: George Clooney bei der diesjährigen Oscar-Verleihung mit dem begehrtesten goldenen Kerlchen Hollywoods
© ACADEMY OF MOTION PICTURE ARTS AND SCIENCES
So lässig sieht kaum jemand im Smoking aus: George Clooney bei der diesjährigen Oscar-Verleihung mit dem begehrtesten goldenen Kerlchen Hollywoods
So viel Realismus in nur einer Minute gab es selten bei einer Oscar-Verleihung. Als George Clooney dort nämlich den ersten Preis des Abends verliehen bekam, als bester Nebendarsteller in Steven Gaghans "Syriana", stellte er zunächst fest, dass er jetzt wohl nicht mehr den Preis als bester Regisseur bekommen würde und dann, ein bisschen später, dass von diesem Tage an vor seinem Namen für immer das Prädikat "Oscar-Preisträger", oder wie das im englischen dann so schön heißt "Academy Award Winner", stehen wird. Mit beidem hatte er völlig Recht. Dieser Oscar ist der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere und zugleich das Ergebnis eines Wandels, der es ermöglicht hat, dass George Clooney der erste Batman-Darsteller ist, der einen Oscar gewonnen hat.

Dabei hat alles ganz klein angefangen, in solch marginalen Filmen, wie "Die Rückkehr der Killertomaten", bis dann mit der unvergleichlich erfolgreichen Arztserie "Emergency Room" 1994 der Durchbruch kam. Dort spielte Clooney bis zu seinem Ausstieg im Jahre 1999 den Kinderarzt Doug Ross. Aber Erfolg im Fernsehen ist eine Sache, der auf der Leinwand eine andere. Dort folgte sein erster richtig großer Auftritt in Robert Rodriguez Vampirfilm "From Dusk Till Dawn" an der Seite von Quentin Tarantino. Das war der Startschuss für eine sehr erfolgreiche Karriere. Es folgten Romantic Comedies, wie etwa "Tage wie dieser" an der Seite von Michelle Pfeiffer, Action-Filme, wie "Projekt – Peacemaker", "Three Kings", oder natürlich "Batman & Robin", um nur ein paar zu nennen. Aber auch das künstlerisch Wertvollere findet sich in seinem Lebenslauf. So sagte er sein Mitwirken in "O Brother Where Art Thou?" von den Coen-Brüdern zu, ohne vorher das Drehbuch gelesen zu haben oder sorgte in "Solaris" für eine Überraschung, weil Soderberghs Adaption des Buches von Stanislaw Lem doch anders, ernsthafter, künstlerischer war, als man sich das vorstellte.

Clooney als Regisseur bei der Arbeit an "Good Night and Good Luck", passend zum Film in Schwarz-Weiß
© KINOWELT
Clooney als Regisseur bei der Arbeit an "Good Night and Good Luck", passend zum Film in Schwarz-Weiß
Steven Soderbergh ist ohnehin vielleicht eine der entscheidenden Personen im künstlerischen Wirken von Clooney. Für ihn spielte er nicht nur die Hauptrollen in "Solaris", "Oceans Eleven" und "Oceans Twelve", sowie in den kommenden Produktionen "The Good German", der im Dezember in deutschen Kinos anlaufen wird, und "Oceans Thirteen", der im Laufe des Jahres gedreht werden soll. Mit Soderbergh zusammen betreibt er auch die Produktionsfirma "Section Eight", die alle ihre Filme produziert. So wird dann etwa durch den unfassbar Starbesetzten "Oceans Eleven" nicht nur die Coolness von Clooney oder Brad Pitt kultiviert, sondern auch Geld zur Finanzierung der künstlerisch hochwertigen Projekte, wie zum Beispiel dem schon erwähnten "Solaris", verdient.

In der anspruchsvolleren Nische siedeln sich auch die von Clooney selbst gedrehten Filme an. 2002 legte er seine erste Regiearbeit vor, "Confessions of a dangerous mind" nach einem Drehbuch von Charlie Kaufman, die Geschichte des Fernsehmoderators Chuck Barris, der nach eigenem bekunden CIA-Killer war. Dieser Film zeigte durchaus schon in Ansätzen Clooneys Talent auch zu Regie, man war aber von Spike Jonze und Michel Gondry daran gewöhnt, dass mehr aus einem Kaufman-Drehbuch herauszuholen ist, als Clooney das hier tat. Restlos überzeugend wurde dann jedoch der kürzlich angelaufene "Good Night and Good Luck", die wahre Geschichte des Nachrichtenmoderators Edward R. Murrow, der in den 50er Jahren gegen die Kommunistenjagd des Senators McCarthy kämpfte. Hier macht Clooney vieles, wenn nicht alles richtig. Er verlässt fast nie den Bereich des Nachrichtenstudios oder der Redaktionsräume, präsentiert die Geschichte kammerspielartig und in gestochen scharfen, kontrastreichen Schwarzweiß-Bildern und hat hier einen erstaunlichen Blick für Details oder genau die richtigen Bilder. Auffallend ist hier, dass Clooney wieder einen Film im Fernsehmilieu ansiedelt. Ein möglicher, wenn auch nicht weit genug reichender Erklärungsansatz ist hier, dass Clooneys Vater selbst Moderator einer Fernsehsendung war und er schon als Kind viel Zeit in Fernsehstudios verbracht hat. Vielmehr sollte man konstatieren, dass Teil der politischen Kritik Clooneys auch die Kritik an den Medien ist. Doch um das zu verstehen muss man kurz auf die vergangenen Jahre eingehen.

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An diesem 6. Mai wird Clooney 45, es sind dann noch fünf Jahre bis er, wie er im "100 Fragen"-Interview mit Moritz von Uslar erzählte, mit all den Hollywood-Superstar-Schönheiten, mit denen er gearbeitet hat – und die Liste ist da lang und enthält unter anderem Namen wie Julia Roberts, Nicole Kidman, Catherine Zeta-Jones... – auf seiner Terasse seinen Fünfzigsten feiern wird. Es wird interessant sein, wie seine Karriere bis dahin läuft, ob er von Hollywood umgangen und nur noch politische oder seine eigenen Filme machen wird, oder ob gerade der Oscar ihm als Vehikel auch für die großen Produktionen dient und hier auch ein offen politischer Schauspieler als Superstar eines Blockbusters wieder in Hollywoods Arme geschlossen wird – wenn er das denn überhaupt will. So oder so wünscht man ihm, ganz im Sinne von Edward R. Murrows, Good Night and Good Luck.
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Artikel vom 5. Mai 2006

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