C6 MAGAZIN
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KINO 23.4.2006

16 Blocks - Die Demontage eines Helden

Bruce Willis, der Antiheld. Nach "Sin City" überrascht der Actiondarsteller wieder einmal mit einer Charakterfigur in Richard Donner’s handwerklich gelungenem Polizeifilm und knüpft an seine schauspielerischen Leistungen aus "Fegefeuer der Eitelkeiten" und "Der Tod steht ihr gut" an. Nur: Retten kann Willis den Film damit nicht.
Jack Mosley (Bruce Willis) in Bedrängnis
© WARNER BROS.
Jack Mosley (Bruce Willis) in Bedrängnis
Bruce Willis hat in seiner langen Filmkarriere schon viel Prügel einstecken müssen. Dabei hat er aber immer auch kräftig selbst ausgeteilt. In der erfolgreichen Kinoserie "Stirb langsam" lehrte er einer ganzen Reihe von Terroristen das Fürchten. Als Boxer Butch Coolidge in Quentin Tarantinos furiosem "Pulp Fiction" hinterging er den Gangster Marsellus Wallace. Er reiste als James Cole durch die Zeit in "12 Monkeys" und stellte sich in "Last Man Standing" gegen eine ganze Bande von Verbrechern. Er rettete in Luc Bessons "Das fünfte Element" und in Michael Bays "Armageddon" die Welt und in "Sin City" das Leben von Jessica Alba. Bruce Willis ist abonniert auf Heldencharaktere. Dass er aber mehr kann, als kantige Raubeine zu spielen, zeigte er bereits in "Fegefeuer der Eitelkeiten" und "The Sixth Sense". In Richard Donners neuem Film "16 Blocks" beweist Willis dies erneut.

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Zugegeben, dies klingt nach einem bekannten Plot. Und in der Tat beinhaltet "16 Blocks" viele Motive aus alten Filmen. Da ist einmal der ausgebrannte Polizist, dem man zu Beginn des Films nicht einmal zutraut, eine Waffe abfeuern zu können und der aus moralischen Gründen dann noch ein letztes Mal über sich hinauswächst. Er steht einer ganzen Armee von korrupten Polizisten gegenüber, die ihn mit allen Mitteln daran hindern wollen, den Zeugen ans Ziel zu bringen. Auch das hat man leider schon mehr als einmal gesehen.

Ein schwaches Drehbuch und ein starker Willis

Richard Donner, der Regisseur von "Superman", "Fletcher’s Visionen" und der "Lethal Weapon"-Reihe schuf aus diesem durchschnittlichen Drehbuch einen technisch gut gemachten, souverän und spannend inszenierten Polizeifilm. Für mehr reicht es aber nicht. Zu viele widersprüchliche Charakterhandlungen und zu viele vorhersehbare Wendungen nehmen seinem Film die Originalität. "16 Blocks" wirkt wie ein Griff in die Altkleidersammlung. Der Versuch, aus Altbekanntem etwas Neues auf die Leinwand zu zaubern, gelingt nicht. Und so ist Donner’s Film schließlich nicht mehr als Durchschnittsunterhaltung. Einzig und allein Bruce Willis macht den Krimi sehenswert. Humpelnd und alkoholisiert taumelt er durch die Straßen von New York. Man hat Mitleid mit diesem alten Kerl, wie er versucht, seinen Häftling gegen die Übermacht der vitalen und cleveren Kollegen zu beschützen. Willis wirkt dabei wie eine Karikatur seiner gesamten bisherigen Filmhelden und ihm gelingt, was Silvester Stallone auf ähnliche Weise in Copland versucht hat: Die Demontage seines über Jahre geschaffenen Images als Actiondarsteller. Weder ist er cool, noch sieht er mit seinem Schnauzer und seiner fahlen Haut attraktiv aus. Kein einziger schlagfertiger Satz kommt über seine Lippen. Der Mann ist fertig.

Nach den vielen Stereotypen, die Willis im Laufe seiner Karriere gespielt hat, ist die des Jack Mosley wieder einmal eine gelungene Darbietung seines schauspielerischen Könnens. Dass es Willis allein aber nicht gelingt, die Schwächen des Drehbuchs auszugleichen, ist verständlich. "16 Blocks" kommt im Gewand von etwas Neuem daher, kann dabei aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine Wiederauflage bekannter Krimi-Elemente ist. Somit bleibt der Film kurzweilige, wenn auch spannende Unterhaltung.


16 Blocks
USA, 2006
Regie: Richard Donner
Mit: Bruce Willis, Mos Def, David Morse
Verleih: Warner Bros.
150 Minuten
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Artikel vom 23. April 2006

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