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Der ganz normale Wahnsinn
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Hendrik Hölzemann gelingt mit seinem Regiedebüt "Kammerflimmern" die erste positive Überraschung im deutschen Kino des Jahres 2005. Auch Matthias Schweighöfer darf zeigen was er kann. |
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© CONSTANTIN |
Im Einsatz als Rettungsassistenten:Crash (Matthias Schweighöfer, l.) und sein Kollege Fido (Hans-Gregor Kremp, m.)
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| | Ein Junge steht am Straßenrand, im Hintergrund raucht das Auto in dem seine Eltern gerade sterben. Er versucht Hilfe zu holen aber um ihn, vor ihm und hinter ihm ist nur die leere Straße und keine Hilfe in Sicht.
Das ist der Traum, den Crash immer wieder träumt; das und vom verschwommenen Gesicht einer jungen Frau, die die Arme nach ihm ausstreckt. Das Kind ist er. Anfang der 80er Jahre kamen seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben und er blieb, zumindest äußerlich, weitgehend unverletzt. Nun, 10 Jahre später, arbeitet Crash als Rettungshelfer in Köln und erlebt jeden Tag den ganz normalen Wahnsinn - Schmerz, Krankheit, Tod. Und dann passiert eines Tages das Wunder: Crash trifft die hochschwangere November, die Frau aus seinem Traum, als deren Freund an einer Überdosis stirbt. Die beiden beginnen eine zarte Romanze und Crash scheint das erste Mal glücklich zu sein. Aber dann setzen bei November die Wehen ein und auf einer dramatischen Fahrt ins Krankenhaus soll sich der Kreis schließen.
"Kammerflimmern" ist der erste Kinofilm, bei dem Hendrik Hölzemann auf dem Regiestuhl saß; ganz unbekannt ist er jedoch nicht. Er war es nämlich, der 2000 das Drehbuch für Quabecks "Nichts bereuen" schrieb. Auch in der neuen Funktion ist ihm ein guter Film gelungen, der von der Gesamtaussage her zwar fürchterlich kitschig sein mag, es aber nichtsdestotrotz versteht den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.
Harter Alltag
Da wäre zum Beispiel die Darstellung des Arbeitsalltags der Rettungsassistenten. Hölzemann lässt sich die Zeit diesen sehr ausführlich zu porträtieren und tut das in einer solch realistischen Art und Weise, dass "Notruf" dagegen wie ein Weichspülprogramm wirkt. Der Zuschauer wird zusammen mit dem Protagonisten von einer Katastrophe in die nächste geworfen und fragt sich früher oder später, wie man diesen Beruf Tag für Tag ausüben kann.
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© CONSTANTIN |
Bei ihrer ersten Begegnug: November und Crash (Jessica Schwarz, Matthias Schweighöfer)
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Als Crash dann allerdings November trifft scheint alles besser zu werden, es gibt, zumindest zwischendurch für kurze Zeit, einen Ausweg aus all den Katastrophen und dem Leid- die Liebe. Da wären wir bei dem schon angesprochenen Kitsch. Aber wenn die Alternative dazu lautet, ohne Pause und ohne Hoffnung eine Katastrophe nach der anderen mitansehen zu müssen, ist man gern bereit diesen als Alternative zu akzeptieren.
Matthias Schweighöfer in der Rolle des Crash darf erstmals überzeugen. Nachdem er in seinen ersten beiden Kinohauptrollen in "Soloalbum" und "Die Klasse von ’99" eher undankbare Rollen übernommen hatte, bekommt er hier endlich mal etwas zu spielen und zeigt, dass er zu den talentierteren deutschen Nachwuchsdarstellern gehört. Auch das restliche Ensemble, allen voran Jessica Schwarz, gelingt eine geschlossen gute Leistung durch glaubwürdig angelegte Figuren.
Das Ende scheint dann auf den ersten Blick komplett aus dem Rahmen zu fallen; driftet es doch in eine sehr spirituelle Richtung ab und macht, angesichts der Qualität des übrigen Films, beinahe wütend. Aber erstaunlicherweise rettet Hölzemann auch das, indem er das Ende einfach derart gut fotografiert, dass man bereit ist, ihm den inhaltlichen Ausfall zu verzeihen. Schade ist auch, dass man ihm von Produzentenseite aus nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt hat, um vernünftige Special Effects zu drehen. So sieht das an den wenigen Stellen, an denen sie vorkommen, aus wie gewollt und (finanziell) nicht gekonnt.
Insgesamt kann aber man sagen, dass "Kammerflimmern" wohl die erste positive Überraschung im Deutschen Film in diesem Jahr ist. Man wird sehen, was dem folgt.
Kammerflimmern
D, 2004
Drehbuch und Regie: Hendrik Hölzemann
Mit: Matthias Schweighöfer, Jessica Schwarz, Jan Gregor Kremp, Florian Lukas u.a.
Verleih: Constantin
101 Minuten
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