"Sie sollten auf der Bühne stehen wenn der Vorhang fällt"
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Oliver Hirschbiegels "Der Untergang" ist der wohl wichtigste deutsche Film dieses Jahres und zeigt mit einem guten Ensemble und einem atemberaubenden Bruno Ganz großes Schauspielerkino |
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© CONSTANTIN FILM |
Corinna Harfouch überzeugt mit schockierend gefühlskaltem Spiel
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| | Die letzten 12 Tage des Dritten Reiches und der Untergang desselben, darum soll es hier gehen. Nur dass Bernd Eichinger als Drehbuchautor und Produzent einen ganz anderen Ansatz wählt als alles was bisher zu dieser Thematik gedreht worden ist. Auf Joachim Fests Buch "Der Untergang" und den Tagebuchaufzeichnungen von Hitlers Sekretärin, Traudl Junge, basierend versucht er hier nämlich die letzten Tage des Krieges aus Sicht der Machthaber, die sich zu der Zeit im Führerbunker aufhielten, zu rekonstruieren. Das hat zu Folge, dass dem Zuschauer hier über weite Strecken eine Art Kammerspiel geboten wird, da sich der Großteil der Handlung im und um den Führerbunker abspielt. Aber Eichinger und sein Regisseur Oliver Hirschbiegel brechen ein ums andere Mal aus diesem Raum aus, um den Untergang Hitlers mit dem Untergang Berlins zu verknüpfen.
Erzählt wird die Geschichte über weite Strecken aus Sicht von Traudl Junge, so fängt der Film zum Beispiel damit an, dass Hitler sie im November 1942 zu seiner neuen Sekretärin macht. Wir sehen einen zu diesem Zeitpunkt starken Hitler, der noch alle Sinne beisammen und die volle Macht hat.
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© CONSTANTIN FILM |
Bruno Ganz schlüpft ist nicht nur äußerlich Hitler, sondern beeindruckt durch großartiges Schauspiel in dieser Rolle
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Das soll sich aber sehr bald ändern, macht der Film doch einen Sprung zum 20. April 1945, Hitlers letztem Geburtstag. Die Rote Armee steht vor Berlin und Berlin damit kurz vor dem Fall. Hitler, inzwischen zunehmend paranoid, driftet mehr und mehr in eine eigene Welt ab, in der seine Heere noch mächtig sind und es Hoffnung für Berlin gäbe. Dass dem allerdings nicht so ist, traut sich keiner seiner hohen Generäle zu sagen. Diese raten ihm lediglich, Berlin zu verlassen, was er allerdings strikt ablehnt.
Und irgendwann kippt dann die Situation. Hitler scheint klar zu werden, dass der Krieg verloren ist, aber er nährt nur den Glauben an einen Endsieg, versucht das Ende möglichst lange herauszuzögern und ignoriert dabei völlig und offenen Auges die Konsequenzen für die Zivilbevölkerung. Er geht sogar noch einen Schritt weiter. Wenn das deutsche Volk den Krieg verliere, dann sei es besser und sogar verdient, wenn es untergeht. Er selbst nimmt sich von diesem Untergang nicht aus. Schrittweise sieht man nun, den einstmals großen 'Führer' mehr und mehr in sich zusammenfallen, bis dann am Ende, als logische Konsequenz, der gemeinschaftliche Suizid mit seiner inzwischen angetrauten Frau Eva Braun steht.
Aber der Machthaber ist immer noch Hitler und als solcher fühlt er sich auch. Dieser wird zunehmend paranoid, wobei seine Sorge nicht einem Verlust des Krieges gilt, sondern vielmehr, dass er- lebendig oder tot- dem Feind in die Hände fallen könnte. Seine Paranoia, sowie seine Wut und seine Lebensmüdigkeit werden von immer neuen Meldungen von Befehlsverweigerung und Verrat nur immer mehr gesteigert. Im Kontrast dazu steht seine Frau, Eva Braun, die scheinbar kindlich naiv in ihrer Bewunderung für Hitler, den ganzen Schrecken dessen, was um sie herum passiert, gar nicht zu begreifen scheint. Sie strahlt, während Hitler zunehmend düsterer wird und sowohl psychisch als auch physisch bedrückt wirkt.
Schockierende Bilder
Oliver Hirschbiegel, der in "Das Experiment" schon einmal einen Film auf sehr begrenztem Raum zeigte, liefert mit "Der Untergang" den wohl bedeutendsten deutschen Film dieses Jahres ab; und schont den Zuschauer dabei keinesfalls. In den Schlachtszenen noch, im Vergleich mit anderen Filmen dieser Thematik, harmlos nimmt er sich aber bei den Äußerungen Hitlers nicht zurück. Seine zum Teil krass antisemitischen Äußerungen schockieren zunächst, aber man lernt sie als Teil der Figur Hitler kennen. Der Moment mit der größten Nachhaltigkeit ist da vielmehr die Ermordung der Kinder Goebbels durch seine Frau Magda. Dieser geschieht mit der Begründung, sie wolle ihre Kinder nicht in einem System aufwachsen lassen, das nicht der Nationalsozialismus sei. Also wird den Kindern ein Schlaftrunk zu trinken gegeben, damit sie ihnen im Schlaf Zyankali-Kapseln verabreichen kann. Dieses Geschehen, das damit endet, dass Magda Goebbels mit ausdruckslosem Gesicht eine Kartenpatience legt, ist, gerade weil sie während der Tat keine Emotion zeigt, etwas, dass so brutal und schockierend ist, dass es fast schon nicht auszuhalten ist.
Die Wirkung des Films verdankt er aber natürlich zu einem Gutteil einem hervorragenden und namhaften Ensemble, das durch die Bank schauspielerisch überzeugt. Besonders beeindrucken, Heino Ferch mit seiner sehr ruhigen Darstellung von Albert Speer, Juliane Köhler als lebensfrohe, naive und realitätsferne Eva Braun und Corinna Harfouch mit einer beeindruckenden und schockierend emotionslosen Verkörperung von Magda Goebbels.
Über allem steht aber Bruno Ganz als Hitler. Der mit Auszeichnungen schon häufig bedachte Schweizer überzeugt über die volle Distanz, mehr noch, er scheint Hitler zu sein. Das liegt nicht allein daran, dass er, dank gutem Maskenbild eine gewisse Ähnlichkeit mit Hitler hat, sondern auch daran, dass es ihm gelingt, Gestus und Sprache perfekt zu kopieren. Aber er vollbringt noch eine viel größere Leistung: Er taucht so tief in die Figur ein, dass er es schafft, aus Hitler- erstmals- eine dreidimensionale Figur zu machen und die Glaubhaftigkeit, mit der er das tut, ist beängstigend.
Ingesamt großes deutsches Schauspielerkino, dass man, trotz gelegentlichem Abrutschen in ein bisschen zuviel Pathos, gesehen haben sollte.
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