C6 MAGAZIN
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KINO 26.6.2003

Matrix Reloaded – „Superman in schwarz“ fliegt wieder

Die Wachowski-Brüder brachten mit „Matrix“ überraschende Effekte und eine interessante Science-Fiction-Geschichte in die Kinos. Der Streifen lief damals so erfolgreich, dass er selbst die zur selben Zeit gezeigte Star-Wars-Episode I übertraf – und damit nach Hollywood-Tradition fortgesetzt werden musste. Nach vier Jahren aufwändiger Produktion und unzähligen Vorschusslorbeeren werden die visuell hungrigen Cineasten wieder mit neuen Bildern aufgeladen. Oder überladen?

© WARNER BROTHER
Es ist nicht leicht über einen Film zu schreiben, der im Vorfeld so viele Erwartungen erzeugt und im Nachhinein so viele Kritiker enttäuscht hat. Man lässt sich schnell zu einem Pauschalurteil herab. Das liegt mit daran, dass das im ersten Matrix-Film erzeugte Gefühl beim zweiten Teil nicht aufkommen mag. Aber genaugenommen soll es das auch nicht, denn der Nachfolger des Klassikers anno 1999 ist ein Film für sich. Es treten neue Protagonisten auf, Zion wird sichtbar und die Frage richtet sich nicht mehr nach dem Was der Matrix, sondern nach der Funktion des Auserwählten (Neo) und dem Wie. Dem Wie zur Rettung Zions.

Den Bürgern dieser letzten Zivilisation frei lebender Menschen wird die Zeit nämlich knapp. In 72 Stunden sollen 250.000 Maschinen die im Erdinnern liegende Stadt zerstören. Oder vielmehr dessen Bewohner. Diese sind vom 100-jährigen Widerstand erschöpft und haben den Glauben an eine Rettung fast verloren. Mut macht ihnen Morpheus mit der Hoffnung, dass sich die Prophezeiung des Orakels erfüllen wird: den Sieg Zions durch den Auserwählten Neo.

Am Tag vor dem Aufbruch mit der "Nebukadnezar" kann dieser nicht schlafen. Er geht spazieren und trifft Senator Hamann, welcher ihn mit auf die Maschinenbasis einlädt und dort zu grübeln beginnt: "Ich habe absolut keine Ahnung, was Sie dazu befähigt zu tun, was sie tun. Aber ich glaube daran, dass es auch dafür einen Grund gibt." Er hofft, dass sie diesen Grund verstehen werden, "bevor es dafür zu spät ist."

Unterwegs auf dem Raumschiff und wieder in der Matrix trifft Neo das Orakel. Sie erzählt ihm dass der nächste Schritt zur Rettung Zions darin bestünde, dorthin zurückzukehren, woher er käme: zur Quelle. Den Weg dahin kenne nur der Schlüsselmacher und dieser sei Besitz des Merovingian. Also besuchen Morpheus, Trinity und Neo diesen und müssen einen eloquenten Redeschwall über sich ergehen lassen.

Nach einem gelungenen Kommentar zu französischen Schimpfwörtern, deren Aussprache sei "als wenn man sisch den Arsch mit Seide abwischt", erklärt der Merovingian Kausalität am selbstgeschriebenen Orgasmuskuchen. Und verweigert den Schlüsselmacher. Da er aber selbst seiner Wollust folgt (und zwar in die Damentoilette), hat seine verführerische Frau Persephone besten Grund eine Ohrfeige im Übertragenen auszuteilen. Sie lässt den Schlüsselmacher frei und eröffnet damit den Kampf um diesen.

Die Auseinandersetzung gipfelt auf einer Schnellstraße in einer rasanten Jagd. Inzwischen sind neben den Zwillingen, die sich wie Geister "auflösen" können, auch Agenten hinzukommen. Alles in allem gewinnt aber Morpheus‘ Truppe den Schlüsselmacher für sich. Dieser erklärt alsbald den Weg zur Quelle. Sie ist ein Raum, zu dem keine Treppen und keine Fahrstühle führen. Ein Plan wird geschmiedet, wie Neo dahingebracht werden kann.

Endlich dort angekommen, spricht der Vater der Matrix – also ihr Architekt – mit Neo. Er erzählt ihm von Anomalien, dass Neo eine sei, von der Aufgabe des Auserwählten, vom Problem der Entscheidung und dass die jetzige Matrix die sechste sei, dies aber niemand wisse (Anmerkung: Morpheus muss es eigentlich wissen, da ihm dies Agent Smith in "The Matrix" verriet). Neo wird vom Architekt vor die Wahl gestellt und muss zwischen zwei Türen wählen. Eine davon würde zum Neubeginn der siebten Matrix führen, die andere zur Zerstörung Zions und damit auch der Maschinen. Aber soweit kommt es in diesem Film noch nicht.

Wieder außerhalb der Simulation greifen zum Ende von "Matrix Reloaded" Roboter die Nebukadnezar an. Statt mit den anderen per pedes zu flüchten wird Neo auf einmal heiter und erhebt seine Hand gegen die Maschinen. Und es geschieht etwas Außergewöhnliches: Der Auserwählte vermag sie abzuwehren, wie er das sonst nur in der Matrix kann. Was soll das bedeuten? Eine Matrix in der Matrix? Das Universum umgebende Universum? Ein rekursiver Programmaufruf der in der Tatsache resultiert, die reale Welt wie wir sie aus dem Film kennen, sei ebenso Teil der Matrix? Abwarten! Die Fortsetzung kommt im November und Neo liegt jetzt vorerst im Koma ...

Kritik am Film

"Matrix Reloaded” macht atemlos und trägt wenig Handlung vor. Die ausgedehnten Actionsequenzen reihen sich wie Levels eines Spiels aneinander. Vom "bullet time” ("Geschosszeit”) genannten Zeitlupeneffekt wird exzessiv Gebrauch gemacht, was logisch erscheint, denn war es schließlich er, welcher damals den Film aufmerksam auf sich machte. Leider büßt das Filmwerk dadurch an Tiefe ein und ermüdet seine Zuschauer durch visuelle Übersättigung. Derb geschrieben: die 14-minütige Verfolgungsjagd auf der Schnellstraße hängt einem bald raus und die Augen erbrechen sich an den überladenen Sequenzen. Das ist schade, weil ein wirklich gelungenes Bilder-Repertoire aufgefahren wird. Trotzdem ist es zuviel des Guten. Ist daher die eingangs erwähnte negative Kritik voll berechtigt? Nein, nicht ganz.

Die Wachowski-Brüder sind Freaks und als solche ins Detail verliebt. Hinter der Fassade rasanter Spezialeffekte verbirgt sich weit mehr Bedeutung und Tiefsinn als es sofort erkennbar ist. "Matrix Reloaded” wird man erst mit dessen Fortsetzung "Revolutions” verstehen können, da die Bedeutung vieler Symbole und Ereignisse sich nicht klären. Da ist beispielsweise der Löffel, den Neo vor der Abreise aus Zion von einem Waisenkind erhält. Im Urfilm von 1999 kam ebenfalls ein Löffel vor. An ihm erklärte ein kleiner Junge, wie die scheinbare Realität durch Imagination manipuliert werden kann. Im dritten Teil könnte der Löffel vielleicht die Annahme beweisen, die im Film gezeigte Realität sei auch nur Simulation.

© WARNER BROTHER

Produktion

Produzent Joel Silver sagte schon zu Drehbeginn Anfang 2001, dass das Ganze "ein großer Kinofilm" sei. Deshalb müssten auch erst alle Dreharbeiten abgeschlossen sein, bevor mit der Nachbearbeitung begonnen werden könne. Diese Quasi-Parallelarbeit an zwei Filmen, "Reloaded" und "Revolutions", war der Grund, weshalb der Nachfolger von "Matrix" vier Jahre auf sich warten ließ. Der Streifen darf damit als Kraftakt betrachtet werden, nicht nur was die Produktion für sich genommen betrifft: die Hauptdarstellter trainierten werktags von halb zehn bis fünf Uhr. Jada Pinkett Smith, welche die Rolle der Niobe spielt: "Ich musste vier Monate in Oakland trainieren, dann kamen vier Monate Kung-Fu und die Ausbildung an der Drahtaufhängung." Manchmal fühle sie sich, "als ob wir nicht die Matrix drehen, sondern als ob ich tatsächlich in der Matrix wäre."

Von der Tricktechnik wurde ebenso viel abverlangt. Das Original lebte nur von der erwähnten "bullet time", welche das technische Einfrieren einer Szene erlaubt. "Das war ein ziemlich simpler Effekt", meinte Joel Silver auf einer Pressekonferenz. "Und kaum, dass der Film in den Kinos war, wurde er auch sofort überall kopiert." Die Wachowski-Brüder seien anfangs begeistert gewesen, dass ihre Ideen so sehr gemocht wurden. Aber nachdem diese geklaut wurden regte sie das auf. Silver fügte dem hinzu: "Die Messlatte für atemberaubende Spezialeffektszenen wird nach den Matrix-Filmen so hoch liegen, dass sie so schnell niemand mehr überbieten kann."

John Gaeta musste als Leiter für visuelle Effekte neue Tricktechniken erfinden, um der Fantasie der Wachowskis gerecht zu werden. Dazu stellte er ein Team unter der Firma ESC zusammen. Sie und sechs weitere Trickfirmen produzierten über 2.500 einzelne Effekteinstellungen. Der Urfilm hatte 412. Dass es nicht immer leicht war diese umzusetzen erfuhr Hugo Weaving, der den Agenten Smith spielt: "So musste ich manche Szenen einfach zehnmal spielen, und aus den einzelnen Takes wurde dann ein einziger, in dem ich zehnfach vorhanden bin." In einer Szene, in der 100 Smith‘ auf Neo zustürmen, wird die sogenannte "virtuelle Kamera" eingesetzt. Sie erlaubt es, jedes beliebige Objekt virtuell nachzubilden und die Grenzen zur realen Aufnahme zu verwischen. Sie erlaubte auch die Einstellung, in der "Superman Neo" mit 3.000 Stundenkilometern ein Konglomerat aus Autos, Staub und Feuer hinter sich herzieht um Trinity zu retten.

Soviel Aufwand ist natürlich nicht günstig zu haben. Etwa 300 Millionen US-Dollar kosteten beide Teilfilme die Warner Brother Studios, davon wurden 100 für Spezialeffekte ausgegeben. Das Risiko eines Verlusts hielt sich aber gering: Das Original "The Matrix" spielte damals 460 Millionen Dollar ein bei Produktionskosten von 66 Millionen Dollar. Zwei Unglücke kosteten unabhängig von den Dreharbeiten aber weit mehr, nämlich Menschenleben: Gloria Foster, die das Orakel spielt, starb im Alter von 64 Jahren. Kurz darauf verunglückte die Popsängerin Aaliyah bei einem Flugzeugabsturz. Sie sollte die Rolle der Zee spielen und stand dazu bereits für Aufnahmen vor der Kamera. Daneben brachen sich Laurence Fishburen zwei Rippen und Carrie-Anne Moss bei Dreharbeiten das Bein.

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Artikel vom 26. Juni 2003

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