Werther lebt!

© CAPITOL MANNHEIM André Eisermann und Jacob Vinje Obwohl das Mannheimer Capitol nicht voll besetzt ist, füllt Eisermanns Präsenz es doch von Anfang an. Dass es sich hierbei nicht einfach nur um irgendeine Goethelesung handelt, wird wahrscheinlich auch dem letzten Zuschauer des durchaus unterschiedlichen Publikums klar, als die ersten Zeilen gelesen sind. Auf eindrucksvolle und unerhört emotionale Weise zaubert André Eisermann eine Stimmung, die Goethe zu einem Erlebnis werden lässt. Begleitet von dem Pianisten Jacob Vinje, der seine Aufgabe selbst als "die Nachzeichnung der intensiven Emotionalität Werthers" sieht, ist die "spoken-word–performance" alles und noch viel mehr was man erwarten kann. Durch André Eisermanns Mimik und Sprachkunst werden die Leiden des jungen Werther wieder lebendig und so mancher wird wohl auch sich selbst Stückchen weise erkennen, sind doch die Probleme alteingesessene. Jedes auf und ab, jede Träne und jede vergossene Schweißperle prägen Goethes Worte tiefer ins Gedächtnis und hinterlassen ihre Spuren. Spontaner tosender Applaus und feuchte Augen belohnen die 70 minütige Reise durch Werthers Tagebuch. Ja, Werther lebt, nicht nur in Gestalt André Eisermanns.

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Artikel vom 17. Dezember 2004