Mutter schon mit 8

© BANDAI 1996 Es weckt mütterliche Fürsorge, kostet knapp 30 Mark und heißt Tamagotchi: das virtuelle Küken aus Japan, welches vom Besitzer des Mini-Computers aufgezogen wird. Das Zeitalter der Gameboy-Revolution ist nun endgültig Nostalgie, der herzerweichende "Gotchi" löste ein regelrechtes kulturelles Fieber aus und die Lagerbestände sind täglich ausverkauft. Bisher sollen schon 13 Millionen von ihnen über den Ladentisch gegangen sein, längst nicht die Spitze, schätzen Experten. Das handliche, mickrige Ei mit einem Display und drei Bedienungsknöpfen verlangt mitleidig nach viel Liebe und Pflege. So kann bei unzureichender Pflege ein nyoru-chi das Ergebnis sein – ein verkrüppeltes Schwanzwesen, das jung stirbt. Daher sollten täglich die virtuellen Ausscheidungen entsorgt, das Küken gefüttert und zu Bett gebracht sowie mit ihm gespielt werden. Denn dann kann man Glück haben und das mame-chi wird ein langes und gesundes Leben führen, ganz ohne Klagen. Aber meistens wird nur erstgenannte Kreatur erreicht. Und irgendwann heißt es für alle Gotchis Abschied nehmen. Originell entschweben sie dann dem Cyber-Himmel und den kleinen Küken wachsen Flügel, Sterne funkeln auf dem Display. Dann gilt es für alle Besitzer: drücken der Reset-Taste und der Spaß geht von vorne los. Fast wie im richtigen Leben!

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Artikel vom 27. Juni 1997